Die Begriffe ‘Typologie’ und ‘Klassifikation’ werden ständig miteinander verwechselt. Sie sind deutlich voneinander verschieden. In folgendem Schema ist über derselben Menge von Individuen links eine Typologie, rechts eine Klassifikation errichtet:

TypologieKlassifikation

Links sind zwei Typen angesetzt, deren erster auf b und deren zweiter auf l basiert. Rechts sind vier Klassen angesetzt, deren erste a und c, die zweite b, d, f, g, h, i usw. enthalten.

Eine Typologie setzt in einer Menge von Individuen Typen an, d.s. Mengen von Gestaltungsprinzipien, deren Bündelung in einigen – typisch genannten – Individuen hervorragend ausgeprägt ist, während sie in anderen Individuen nicht so gut ausgeprägt ist. Erstere konstituieren einen Typ; letztere gehören ihm nur marginal an und gehören in mancher Hinsicht auch schon einem anderen Typ an. Es gibt also Individuen, die mehr als einem Typ zugehören; und manche Individuen – z.B. h und j – werden vielleicht gar nicht von der Typologie erfaßt

Eine (vollständige) Klassifikation basiert auf einer Menge von Kriterien, die auf jedes der Elemente der klassifizierten Menge entweder zutreffen oder nicht zutreffen. Sie erfaßt daher alle Elemente einer Menge und ordnet jedes genau einer Klasse zu. Hierbei hat kein Element einen besonderen Status.

Die Einteilung einer Menge von Elementen in eine Menge von Klassen und ihre Zuordnung zu einer Menge von Typen sind ähnliche Operationen, unterscheiden sich aber in folgenden Punkten:

Wenn man übersieht, daß die Idee der Typologie einige Jahrtausende älter ist als die Prototypentheorie, kann man auch sagen, daß Typen Prototypen in dem suo loco definierten Sinne sind.

Ein Typ ist also eine Menge von Gestaltungsprinzipien. Sie bestimmen, welche Kombinationen von Merkmalen in der Menge von Elementen vorkommen und welche nicht. Er ist daher in einem Bündel aufeinander abgestimmter, harmonischer Merkmale realisiert.

Während die Klassen einer vollständigen Klassifikation mutuell exklusiv und gemeinsam exhaustiv sind, gibt es nicht wenige Typologien, in denen nicht nur ein Element mehreren Typen zugeordnet sein kann, sondern auch Elemente übrigbleiben, die keinem Typ zugeordnet werden können. Z.B. sieht Kretschmers Lehre von den Konstitutionstypen nicht nur die bekannten Typen ‘pyknisch-leptosom’, ‘athletisch’ und ‘asthenisch’, sondern auch noch einen weithin unbekannten vierten, ‘unterentwickelten’ Typ vor, der offensichtlich als Papierkorbkategorie fungiert. Die linguistische Typologie der Fundamentalrelationen erfaßt eine ganze Reihe von Sprachen nicht, deren Syntax nicht nach Fundamentalrelationen organisiert ist, darunter die philippinischen Sprachen, für die deshalb gelegentlich ad hoc ein eigener Typ postuliert wird.

Literatur

Hempel & Oppenheim 1936