Straßburger Eide

Im Jahre 842 trafen sich zwei Söhne Ludwigs des Frommen (und somit Enkel Karls des Großen), Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle, in Straßburg, ersterer mit einem Heer deutschsprachiger, letzterer mit einem Heer romanophoner Franken. Sie verschworen sich gegen ihren Bruder Lothair mit zweisprachigen Eiden, derart daß Ludwig sowie Karls Heer auf galloromanisch, Karl und Ludwigs Heer auf (rhein-)fränkisch schworen. Die Eide wurden in einer lateinischen Chronik von ihrem Vetter Nithard protokolliert. Das einzige erhaltene Manuskript ist um 1000 abgefaßt.

Die Straßburger Eide umfassen 125 lfd. Worte. Sie sind der älteste zusammenhängende romanische Text überhaupt. Sie sind allerdings verfaßt zu einer Zeit, da es für die Sprache keine Orthographie gab. Der folgende Auszug enthält

Galloromanische Fassung der Straßburger Eide
1Pro Deo amuret pro Cristian pobloet nostro commun salvament,
 Pro Dei amoreet pro Christiani populiet nostro communi salvamento,
 Pour l'amour de dieuet pour le salut du peuple chrétienet notre salut commun,
 “Um Gottes Liebe und um der Christenheit und unser aller gemeinsamen Heiles willen,”
 
2d'istdiin avant,in quantDeussavir et podirme dunat,
 de istodiein abantein quantumDeussapere et poteremihi donat,
 de ce jour en avant,autant que Dieu me donne le savoir et pouvoir,
“von diesem Tag an, soweit mir Gott Wissen und Vermögen verleiht,”
3si salvarai eocist meon fradre Karlo,et in aiudhaet in cadhuna cosa,
 sic salvare habeo egoecce istum meum fratrem Carolumet in adiutaet in cata una causa
 ainsi je supporteraimon frère Charles ici présenttant par aidecomme dans une chose quelconque
 “so werde ich diesen meinen Bruder Karl unterstützen, sowohl durch Hilfe als auch in beliebiger Angelegenheit,”
4si cumomper dreitson fradrasalvar dift.
 sic quomodohomoper directumsuum fratremsalvare debet.
 ainsi commeonpar droitdoit supporter son frère.
 “so wie man von Rechts wegen seinen Bruder unterstützen muß.”
5in o quidil mi altresi fazet,
 in eo quodille mihi idem faciat,
 pourvu qu'il me fasse le même
 “wofern er mir das gleiche tut,”
6et ab Ludhernul plaidnunquam prindrai
 et ab Lotharinullum placitumnumquam prehendere habeo
 et avec Lotharje ne prendrai jamais aucun accord
 “und mit Lothar werde ich nie irgendein Abkommen schließen,”
7qui,meon vol,cist meon fradre Karlein damno sit.
 quodcum voluntate meaecce isto meo fratri Karolodamno sit.
 quipar ma volontépourrait causer du dommage à mon frère Charles ici présent.
 “welches mit meinem Willen diesem meinen Bruder Karl zum Schaden gereichen könnte.”

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