Die Geschichte der Sprachwissenschaft i.w.S. läßt sich ganz grob wie folgt periodisieren:

1.vor ~1800nicht-linguistische Sprachforschung
2.seit ~1800linguistische Sprachforschung
3.seit 1916strukturale Sprachwissenschaft

Die Namen dieser Perioden dienen nur als grobe Anhaltspunkte.

  1. In der “Vorgeschichte” existierte Sprachwissenschaft nicht als eigener Zweig der Wissenschaft. Sprache war Gegenstand anderer Wissenschaften, vor allem der Philosophie und der Philologie. Sie war also deren Gegenstand nicht um ihrer selbst willen, sondern zu einem anderen wissenschaftlichen Zweck. Zudem gab es (anders als in den gleichzeitigen Naturwissenschaften) keinen empirischen Zugang zur Sprache. Die Sprachen, die von Interesse waren - in Europa über die meiste Zeit das Latein, später andere europäische Sprachen -, wurden normativ behandelt. Sprachverschiedenheit wurde nur sporadisch zum Gegenstand der Wissenschaft.
  2. Linguistik als (im akademischen Betrieb autonome) Wissenschaft entstand, als deutlich wurde, daß die Vielfalt der Sprachen einer wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich und erkenntnisträchtig war. Es entstanden gleichzeitig die historisch-vergleichende und die typologisch-vergleichende Sprachwissenschaft. Der methodische Zugang war immer noch überwiegend philologisch.
  3. Die strukturale Sprachwissenschaft geht auf de Saussures Cours de linguistique générale zurück. Seitdem erforscht die Sprachwissenschaft die innere Systematik der Sprache. Neben den traditionellen Methoden etabliert sich im Laufe des 20. Jh. der empirische Ansatz (Feldforschung, Psycholinguistik, Soziolinguistik).

Diese Einteilung wird einer Reihe von Strömungen, insbesondere den interdisziplinären wie Sprachpsychologie usw., sowie der außereuropäischen Sprachwissenschaft nicht gerecht. Sie läßt sich selbstverständlich auch verfeinern. Stattdessen folgen hier drei Listen:

  1. Überblick über die wichtigsten Meilensteine der Geistesgeschichte, im Zusammenhang mit welchen sich die Sprachwissenschaft entwickelte.
  2. Chronologische Liste der Meilensteine der Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie.
  3. Chronologische Liste der Lebensdaten bedeutender Sprachwissenschaftler und Angehöriger benachbarter Wissenschaften, um Synchronien zu veranschaulichen.

In den Listen figuriert keine Frau. In dieser Beziehung unterscheidet sich allerdings die Linguistik nicht von anderen Wissenschaften. Im Gegenteil ist folgendes festzuhalten: Seit Frauen überhaupt in nennenswertem Umfang am wissenschaftlichen Betrieb teilnehmen, sind sie in der Sprachwissenschaft stärker vertreten als in manch anderer Wissenschaft. Einige der wichtigsten Linguisten des 20. Jh. sind Frauen. Bisher hat freilich noch keine von ihnen Geschichte machen können.