Zeit | Ort | Ereignis |
27.07.1921 | Mihăileni, Bessarabien | geboren |
1939-40 | Iaşi (Rumänien) | Studium der Neuphilologie und Rechtswissenschaften |
1940 | Iaşi | erste Publikationen |
1940-44 | Rom | Studium der Romanistik und Slawistik |
1944 | Rom | Laurea in lettere; Thema Su gli influssi della poesia epica francese medievale sulla poesia epica popolare degli Slavi meridionali |
1944 | Padua | Studium der Philosophie |
1945-49 | Mailand | Studium der Philosophie; Redakteur u.a. bei der Tageszeitung Corriere Lombardo |
1947-50 | Mailand | Lektor für Rumänisch; Mitarbeit an der Enciclopedia Hoepli |
1949 | Mailand | Laurea in filosofia (Thema L'evoluzione delle idee estetiche in Romania) |
1951 | Montevideo | Professor für Allgemeine und Indogermanische Sprachwissenschaft an der Universität |
1952 | Sistema, norma y habla | |
1958 | Sincronía, diacronía e historia | |
1961 | Bonn | Gastprofessor für Romanische Philologie |
1962 | Frankfurt | Gastprofessor für Romanische Philologie |
1963 | Tübingen | Ordentlicher Professor für Romanische Sprachwissenschaft |
1966 | Tübingen | Professor für Romanische Philologie und Allgemeine Sprachwissenschaft |
1989 | Tübingen | Professor emeritus |
07.09.2002 | Tübingen | gestorben |
Coseriu war in Rumänisch und Italienisch zweisprachig und sprach fließend eine Reihe weiterer Sprachen.
Bis zum Jahre 2000 345 linguistische Publikationen, daneben zahlreiche kunstkritische und literaturkritische Essays, Übersetzungen, Gedichte, Erzählungen, Kurzgeschichten u.v.a.m.
Drei seiner bedeutendsten Werke sind:
Coseriu besaß eine umfassende Bildung und war von einer stupenden Gelehrsamkeit. Seine gesamte sprachwissenschaftliche Tätigkeit ist sprachtheoretisch und letztlich philosophisch untermauert. Seine wichtigsten Kronzeugen sind Aristoteles, Hegel und Humboldt. In den Wintersemestern 1968f und 1970f hielt er eine zweiteilige Vorlesung zur “Geschichte der Sprachphilosophie von der Antike bis zur Gegenwart”, die bis heute ihresgleichen sucht.
Die konstitutiven Eigenschaften von Sprache sind bei Coseriu:
Die saussuresche Trichotomie von langage – langue – parole wird in einem Modell von drei Ebenen expliziert:
Sprache ist (im Sinne Humboldts) eine enérgeia, eine schöpferische Tätigkeit, die auf Grund einer dýnamis (Fähigkeit im Sinne Aristoteles') ausgeübt wird und allenfalls durch die linguistische Betrachtung zum érgon verdinglicht wird.
Coseriu ist gleichzeitig eine wesentliche Figur des europäischen Strukturalismus und dessen Überwinder, da er den Gegensatz zwischen Synchronie und Diachronie auflöst und den absoluten theoretischen und methodologischen Vorrang der langue qua System in der obigen Dreiheit aufhebt.
Bei seinem Tode hatte er 40 Ehrendoktortitel und acht Festschriften. Zahlreiche weitere Ehrungen.
Die Seminare der Tübinger Schule in den späten sechziger Jahren setzten sich überwiegend aus späteren romanistischen Lehrstuhlinhabern zusammen. Bereits früh waren anstelle von Publikationen Vorlesungsnachschriften schulemachend.
Die mundiale Romanistik ist seit dem letzten Drittel des 20. Jh. ohne Coseriu nicht vorstellbar. In der allgemeinen Sprachwissenschaft ist sein Einfluß geringer; hier sind vor allem seine wissenschaftsgeschichtlichen Arbeiten, seine Humboldtexegese, seine Arbeiten zur Sprachtypologie und zur Theorie des Sprachwandels rezipiert worden.
Coseriu publizierte nicht auf Englisch und vermied es, es zu sprechen. Daher wurde er im anglophonen Raum nicht rezipiert.
Ein ziemlich vollständiges Verzeichnis findet sich auf der u.a. Website, die seinem Werk gewidmet ist.
Koch, Peter 2002, “Nachruf Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Eugenio Coseriu”. Tübingen: Romanisches Seminar.
Es gibt eine posthume Website: http://www.coseriu.de/.