In dem Dialog Kratylos gibt es eine längere Passage (387 - 389), wo Sokrates den Namen / das Wort (to ónoma) mit einem Werkzeug vergleicht. Der zentrale Passus lautet:

Sokrates: Was machen wir denn nun, wenn wir mit dem Wort als Werkzeug etwas benennen?

Hermogenes: Das kann ich nicht sagen.

Sokrates: Teilen wir nicht einander etwas mit und unterscheiden die Dinge ihrem Wesen nach?

Hermogenes: In der Tat.

Sokrates: Das Wort ist also ein mitteilendes und ein das Wesen unterscheidendes Werkzeug, wie das Weberschiffchen in bezug auf das Gewebe.

Hermogenes: Ja.

Die Sprache dient hier also der Kommunikation und der Kognition. Damit begründet Platon das Zweifunktionenmodell der Sprache.

Der Gedanke wird in Bühler 1934:24 wie folgt zusammengefaßt:

Ich denke, es war ein guter Griff Platons, wenn er im Kratylos angibt, die Sprache sei ein organum, um einer dem anderen etwas mitzuteilen über die Dinge.

Das ist die Form, in welcher das Platonzitat hundertfach divulgiert worden ist.

Literatur

Bühler, Karl 1934, Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena: Fischer (Nachdruck: Stuttgart & New York: G. Fischer, 1965, 1982 (UTB, 1159).

Platon 1900, "Kratylos." Burnet, Ioannes (ed.), Platonis opera - recognovit brevique adnotatione critica instruxit. 5 volumina. Oxford: Clarendon (Scriptorum Classicorum Bibliotheca Oxoniensis); 383-440.