Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke

Vorlage: Vereinbarung der Kultusministerkonferenz vom 26.02.1982,

überarbeitet von Christian Lehmann am 20.12.2002.

 

Die Standards für den Mittleren Schulabschluß Deutsch (Sekretariat der KMK 1995) legen einen fachlichen Schwerpunkt „Reflexion über Sprache“ fest. Im Abschnitt 4.3 „Wesentliche sprachliche Phänomene beschreiben, benennen und in ihrer Funktion erfassen“ werden die folgenden “Ziele und Inhalte” formuliert:

“fachspezifische Begriffe zur Beschreibung von Sprache (vgl. u.a. KMK-Vereinbarung «Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke» vom 26.02.1982) sicher anwenden”.

Es wird angenommen, daß auf weiterführenden Schulen i.a. die lateinischen Termini verwendet werden.

Das Originalpapier ist als eingescannte PDF-Datei online verfügbar. Das folgende Verzeichnis entspricht im wesentlichen dem Verzeichnis der KMK. Ein paar Versehen wurden korrigiert. Einige eher didaktisch orientierte Erläuterungen wurden nicht wiedergegeben. Kursiv Gesetztes sowie Fußnoten sind von Christian Lehmann vorgenommene Veränderungen der Vorlage.

Die Vorlage verfolgt den Zweck, die Standardtermini zu bieten für Begriffe, die im Unterricht eingeführt werden. Die Wiedergabe des Verzeichnisses an dieser Stelle verfolgt den Zweck, grammatische Termini aufzulisten, deren Beherrschung bei Aufnahme des Studiums der Sprachwissenschaft vorausgesetzt wird.

Fachausdruck Erläuterung
1. Lautlehre, Rechtschreibung, Zeichensetzung Zwischen Laut und Buchstabe ist zu unterscheiden.
Laut
Anlaut
Inlaut
Auslaut
Umlaut
Vokal Selbstlaut
Diphthong Zwielaut/Doppellaut
Konsonant Mitlaut
Silbe
offen – geschlossen
betont – unbetont
Akzent
Wortakzent
Satzakzent
Intonation Satzmelodie/Stimmführung[1]
Satzzeichen
Punkt
Semikolon Strichpunkt
Komma
Fragezeichen
Ausrufezeichen
Doppelpunkt
Gedankenstrich
Anführungszeichen
Bindestrich
Trennungszeichen
Apostroph Auslassungszeichen[2]
   
2. Morphologie Wortlehre[3]
Wortbildung
Stamm
Präfix Präfixe und Suffixe sind Wortbildungs­elemente.[4] Vorsilbe und Nachsilbe sind dagegen lautliche Einheiten, die deswegen nicht alternativ gebraucht werden können.
Suffix
abgeleitetes Wort
zusammengesetztes Wort Hier kann die Unterscheidung von Bestimmungswort und Grundwort hilfreich sein (Rechtschreibung, Wahl des Artikels).
Wortarten
Flexion Deklination, Konjugation, Komparation
flektiert/unflektiert
Flexionsendung
Nomen
Substantiv Substantive sind eine Untergruppe der Nomina.[5]
Deklination
Genus
- maskulin  
- feminin  
- neutral  
Numerus
- Singular Einzahl
- Plural Mehrzahl
Kasus Fall
- Nominativ Bei der Einführung kann es hilfreich sein, vom 1., 2., 3., 4. Fall oder vom Wer-, Wes-, Wem- und Wen-Fall zu sprechen.
- Genitiv
- Dativ
- Akkusativ
Artikel
- definit bestimmt
- indefinit[6] unbestimmt
Pronomen Fürwort
Personalpronomen
Reflexivpronomen rückbezügliches Pronomen
Demonstrativpronomen hinweisendes Pronomen
Possessivpronomen besitzanzeigendes Pronomen
Interrogativpronomen Fragepronomen
Relativpronomen  
Indefinitpronomen unbestimmtes Pronomen
Verb
Hilfsverb
Modalverb
Konjugation
Stammform
- regelmäßig
- unregelmäßig
finite Verbform Personalform
infinite Verbform  
Infinitiv  
Partizip Präsens Partizip I
Partizip Perfekt[7] Partizip II
Numerale Zahlwort
Kardinalzahl Grundzahl
Ordinalzahl Ordnungszahl
Adjektiv Eigenschaftswort
Komparation Steigerung
Vergleichsstufen
- Positiv Grundstufe
- Komparativ
- Superlativ
Person
Numerus
- Singular Einzahl
- Plural Mehrzahl
Genus verbi[8]
Aktiv
Passiv
Modus Modalität wird nicht nur durch den Modus des Verbs ausgedrückt, sondern auch durch weitere sprachliche Mittel wie Modalverben, Modaladverbien u.ä.
Indikativ
Konjunktiv I
Konjunktiv II
Imperativ
- real  
- irreal  
- potential  
Tempus Zwischen grammatischen Tempora und Zeitstufen ist zu unterscheiden.
Präsens
Präteritum Imperfekt[9]
Perfekt  
Plusquamperfekt  
Futur I  
Futur II
Zeitstufe
Gegenwart
Vergangenheit
Zukunft
Zeitverhältnis Zeitstufen und Zeitverhältnisse werden durch verschiedene Tempora und weitere sprachliche Mittel wie Zeitadverbien, Konjunktionen u.ä. ausgedrückt.
gleichzeitig
vorzeitig
nachzeitig
Adverb Darunter sind im Deutschen Adverbien wie sehr, schon, gestern usw. zu verstehen, nicht aber die adverbial verwendeten unflektierten Adjektive.
Adposition Verhältniswort[10]
Präposition
Postposition
Konjunktion
- nebenordnend
- unterordnend Für eine unterordnende Konjunktion kann auch Subjunktion gebraucht werden.
 
3. Satzlehre
Satzglied
Prädikat [11]
Subjekt
Objekt
- Genitivobjekt
- indirektes Objekt Dativobjekt
- direktes Objekt Akkusativobjekt[12]
- Präpositionalobjekt
Adverbiale Im Gegensatz zur formalen Differenzierung des Objekts (s.o.) wird im folgenden das Adverbiale nach semantischen Gesichtspunkten unterteilt. Die Einteilung berücksichtigt die üblichen Bedeutungsbereiche.
- temporal der Zeit
- lokal des Ortes
- direktional der Richtung
- modal der Art und Weise
- instrumental[13] des Mittels
- kausal des Grundes
- konditional der Bedingung
- konzessiv des wirkungslosen Gegengrunds/der Einräumung[14]
- konsekutiv der Folge
- final des Zwecks und Ziels
Attribut  
- possessives Attribut Genitivattribut
- Adjektivattribut  
- adverbiales Attribut[15] präpositionales Attribut[16]
Apposition [17]
einfacher Satz

zusammengesetzter Satz

Satzreihe
Satzgefüge
Hauptsatz
subordinierter Satz Nebensatz
Gliedsatz jede Art von Nebensatz, der als Satzglied auftreten kann, also außer Attributsatz
- Subjektsatz
- Objektsatz
- Adverbialsatz
- Attributsatz
- indirekter Fragesatz
- Relativsatz
- Konjunktionalsatz Im Gegensatz zu den vorangehenden beziehen sich die drei folgenden Begriffe auf die innere Struktur des Nebensatzes.
- Partizipialsatz
- Infinitivsatz
Satztypen Satzarten
- Aussagesatz
- Fragesatz
- Aufforderungs-/Befehlssatz [18]
- Wunschsatz
-Ausrufesatz
 
4. Semantik Bedeutungslehre
Bedeutung
- denotative
- konnotative
sprachliches Zeichen Verbindung von Lautbild/Schriftbild und Bedeutung
Wortfeld
semantisches Merkmal Bedeutungsmerkmal
Oberbegriff
Unterbegriff
Synonym
Antonym  
Homonym  
Sachfeld
Wortfamilie
Kontext Man kann zwischen textinternem und textexternem Kontext unterscheiden.
Metapher übertragene Bedeutung oder Verwendung
Erbwort
Lehnwort
Fremdwort

[1] Stimmführung ist kein grammatischer Fachausdruck.

[2] Der Apostroph dient nicht nur als Auslassungszeichen.

[3] Die Vorlage verwendet statt des üblichen griechischen nur den unüblichen deutschen Terminus.

[4] Es sind morphologische Elemente, die auch in der Flexion vorkommen.

[5] Dieser korrekten Feststellung folgt in der Vorlage eine dem widersprechende Empfehlung zum Gebrauch von Nomen statt Substantiv, die hier weggelassen wurde.

[6] Die Vorlage gibt hier nur die deutschen Termini, weiter unten jedoch korrekt den lateinischen Terminus Indefinitpronomen.

[7] Die Vorlage empfiehlt diese lateinischen Termini nicht, weil sie Tempora bezeichneten. Sie bezeichnen die – unten aufgeführten – Zeitverhältnisse Gleichzeitigkeit vs. Vorzeitigkeit.

[8] Die Vorlage hat keinen Oberbegriff für Aktiv und Passiv.

[9] Der Terminus Imperfekt eignet sich nur für ein imperfektives Präteritum.

[10] Der Terminus Adposition existiert seit den 1960er Jahren als internationales Gegenstück des traditionellen deutschen Terminus Verhältniswort.

[11] Die Vorlage versucht, diesen Terminus – als einzigen – zu definieren; die Definition wird hier nicht wiedergegeben.

[12] Die Vorlage verwendet nur die kasusbezogenen Termini Dativobjekt und Akkusativobjekt, die mit den Standardtermini nicht voll synonym sind und für die Konzeption syntaktischer Funktionen nachrangige Bedeutung haben.

[13] Die Vorlage unterscheidet instrumental nicht von modal.

[14] Wirkungsloser Gegengrund ist eine Umschreibung, kein Fachausdruck.

[15] Die Arten von Attributen werden in der Vorlage in einer Erläuterung erwähnt.

[16] Der Ausdruck präpositionales Attribut ist, im Gegensatz zu adverbiales Attribut, wohletabliert, umfaßt aber adverbiale Attribute wie in die Kirche drüben nicht.

[17] Die Vorlage verzichtet auf Apposition, weil es eine Art von Attribut sei.

[18] Die Vorlage sieht Aufforderungs- und Befehlssätze als eine Art von Wunschsätzen.