Ein Satz wie wir haben den Mann auf dem Mond gesehen ist zweideutig, denn er kann erstens bedeuten, daß es auf dem Mond war, wo wir den Mann gesehen haben, und zweitens, daß es der Mann auf dem Mond war, den wir gesehen haben. In den beiden Lesungen hat der Satz verschiedene syntaktische Strukturen; genauer: das Syntagma auf dem Mond hat jeweils unterschiedliche syntaktische Funktion. In der ersten Lesung ist es adverbiale Bestimmung zum Prädikat, während es in der zweiten Lesung Attribut zu Mann ist. Eine Ambiguität, die daher rührt, daß ein Satz mehr als eine Struktur haben kann, heißt strukturelle oder syntaktische Ambiguität, nämlich im Gegensatz zu solcher Ambiguität, die daher rührt, daß der Satz ein mehrdeutiges Wort enthält.

Von einem Modell der grammatischen Beschreibung muß man erwarten, daß es diese Art von Ambiguität auflöst. Sowohl die Konstituentenstrukturgrammatik als auch die Dependenzgrammatik sind dazu in der Lage.

Übungsaufgaben
1.Syntaktische Ambiguität 1
2.Syntaktische Ambiguität 2
3.Syntaktische Ambiguität 3