Die Begriffe ‘kollektiv vs. distributiv’ beziehen sich auf zwei Interpretationen eines pluralischen Nominalsyntagmas: Eine Prädikation trifft auf ein pluralisches Subjekt (oder Objekt) kollektiv zu, wenn sie auf die Gesamtheit der Referenten zutrifft; sie trifft darauf distributiv zu, wenn sie auf jeden der Referenten einzeln zutrifft. Z.B. wird in B1 - B3 a kollektiv auf das Subjekt referiert/über das Subjekt prädiziert; aber in B1 - B3 b wird distributiv referiert/prädiziert.

B1.a.Fünf Möbelpacker tragen drei Klaviere.
b.Fünf Möbelpacker tragen drei Namen.
B2.a.Die Apostel sind zwölf.
b.Die Apostel sind fromm.
B3.a.Die Studenten haben sich versammelt.
b.Die Studenten haben das Examen bestanden.

Feststellen kann man die Art der Pluralität natürlich durch Paraphrase. Z.B. sind die Paraphrasen in B1' – B3' mit B1.b – B3.b synonym.1

B1.'Jeder der fünf Möbelpacker trägt drei Namen.
B2.'Jeder der Apostel ist fromm.
B3.'Jeder der Studenten hat das Examen bestanden.

Paraphrasiert man dagegen die a-Sätze auf die gleiche Weise, ändert sich entweder der Sinn (von B1), oder es entsteht ein sinnloser oder gar ungrammatischer Satz (B2, B3). Bei positivem Ergebnis dieses Paraphrasentests schließt man also auf distributive, bei negativem Ergebnis auf kollektive Lesung.


1 B1.b hat außerdem eine Lesung, wo die fünf Tokens der Namen der Möbelpacker nur drei Types zuzuordnen sind.