Präfixe vs. Suffixe

Es ist allgemein bekannt, daß “exclusively suffixing languages are fairly common, while exclusively prefixing languages are quite rare.” (Greenberg 1963:92). Die Vorliebe für Prä- vs. Suffixe hängt wie folgt mit der Grundwortstellung zusammen:

Greenberg 1963:93: “Universal 27. If a language is exclusively suffixing, it is postpositional; if it is exclusively prefixing, it is prepositional.”

Somit ist die Lateralisierung der Affigierung in das Serialisierungsprinzip einbezogen: suffigierende Sprachen sind überwiegend linksverzweigend, haben also den Dependenten vor dem Nukleus; bei präfigierenden Sprachen ist es umgekehrt.

So wie eine Adposition ihr Komplement regiert, so regieren viele Affixe, auf morphologischer Ebene, ihre Basis. Das grammatische Verhältnis eines Stammes zu dem Instrumentalkasussuffix, welches an ihm hängt, ist kein anderes als das Verhältnis des NSs, welches das Komplement bildet, zu einer Adposition der Bedeutung ‘mit’. Das Zusammengehen (die “Harmonie”, wie Greenberg 1963 sich ausdrückt) von Suffixen mit Postpositionen und von Präfixen mit Präpositionen ist insofern sowohl durch Analogie im Sprachsystem als auch durch Grammatikalisierung begründet.

Freilich sind nicht alle Affixe der strukturelle Kopf ihres Trägers. Es gilt z.B. nicht für Pronominalaffixe am Verb und für Deminutivaffixe am Substantiv. Und tatsächlich haben diese auch gelegentlich eine andere morphologische Position als rektive Affixe. Man könnte das Universale 27 also nicht invertieren. Wo solche nicht-rektiven Affixe dennoch auf derselben Seite der Basis stehen wie die rektiven, hat man mit anderen Faktoren zu rechnen. Infrage kommen einerseits die jeweiligen Grammatikalisierungsquellen, also etwa die Stellung von (pronominalen) Dependenten des Verbs, und andererseits die Stellung der anderen Affixe als analogisches Muster.

Diskontinuität

Diskontinuität gedeiht nur auf der Basis entsprechend einfacherer Konstruktionen:

Greenberg 1963:92: “Universal 26. If a language has discontinuous affixes, it always has either prefixing or suffixing or both.”
Wenn eine Sprache Infixe hat, hat sie entweder Präfixe oder Suffixe. (Ultan 1975)

Aus beiden zitierten Generalisierungen geht hervor, daß diskontinuierliche morphologische Konstruktionen kontinuierliche voraussetzen.