In jeder Wissenschaft kann größere Präzision erreicht werden, wenn Aussagen quantifiziert werden. An die Stelle einer Aussage des Typs ‘x ist überwiegend der Fall’ treten dann Aussagen des Typs ‘x ist zu 65% der Fall’. Aber auch wenn ‘x ist polysynthetisch’ ersetzt wird durch ‘x ist im Grade 5,5 synthetisch’, wo der Synthesegrad auf einer bei 1 beginnenden und nach oben offenen Skala gemessen wird, liegt ein Fall von Quantifikation vor.

Eine Typologie hat gegenüber einer Klassifikation gewisse Nachteile, was die Präzision und die Objektivität/Falsifizierbarkeit angeht (s. das betreffende Kapitel). Und andererseits liegt im Begriff des Typs die Idee, daß verschiedene Elemente der typisierten Menge dem Typ verschieden nahe kommen, daß also Merkmale in abgestufter Weise ausgeprägt sein können. Daher drang der – natürlich in den Naturwissenschaften entwickelte – Gedanke der Quantifikation wissenschaftlicher Aussagen relativ früh in die Sprachtypologie ein. Unter den Sparten der quantitativen Linguistik ist die quantitative Typologie eine der bedeutendsten.

Quantifikation betreibt man in verschiedener Hinsicht. Eine gegebene Struktureigenschaft kann man derart konzipieren, daß sie meßbar wird. Hier sind folgende Unterscheidungen zu machen:

In bezug auf die erstere Alternative kann man jede sprachliche Einheit in bezug auf ihre Stellung im System oder in bezug auf ihr Vorkommen in Texten quantifizieren: Die letztere Alternative gilt auch für den durchschnittlichen Grad der Ausprägung einer Eigenschaft in einer Sprache. Z.B. kann die durchschnittliche Komplexität wortinitialer Konsonantengruppen auf die Menge der als ‘types’ verschiedenen Konsonantengruppen oder auf die in einem Text vorkommenden ‘tokens’ von Konsonantengruppen bezogen werden (Begriffsklärung anderswo).

Weitere Literatur

Voegelin et al. 1960

Altmann & Lehfeldt 1973, bes. 38-48