Bzgl. einer gegebenen syntaktischen Funktion kann man folgende zwei Aspekte unterscheiden:
Ein Kriterium, um die Gleichheit vs. Ungleichheit syntaktischer Funktionen festzustellen, ist, NSen in zwei syntaktischen Funktionen miteinander zu koordinieren. Ist die Koordination möglich, sind die beiden Funktionen gleich, sonst jedoch nicht. Dieser Test wird im folgenden auf das Dyirbal angewandt.
B1. | balan | djugumbil | bani-ɲu | baŋgul | yaɽa-ŋgu | buɽa-n. |
DET:F.ABS | Frau(ABS) | komm-NFUT | DET:M.ERG | Mann-ERG | seh-NFUT | |
“Die Frau kam und der Mann sah (sie).” |
B2. | * bayi | yaɽa | bani-ɲu | balan | djugumbil | buɽa-n. |
DET:M.ABS | Mann(ABS) | komm-NFUT | DET:F.ABS | Frau(ABS) | seh-NFUT | |
“Der Mann kam und sah die Frau.” |
B3. | bayi | yaɽa | bani-ɲu | bagun | djugumbil-gu | buɽal-ŋa-ɲu. |
DET:M.ABS | Mann(ABS) | komm-NFUT | DET:F.DAT | Frau-DAT | seh-ANTIPASS-NFUT | |
“Der Mann kam und sah die Frau.” |
In B1 werden ein monovalenter und ein transitiver Satz koordiniert, die den Aktanten in Absolutivfunktion gemeinsam haben. Dieser kann daher im zweiten Satz durch Koordinationsreduktion weggelassen werden. In B2 wird versucht, das NS in Ergativfunktion des zweiten Koordinats unter Identität wegzulassen, was zu Ungrammatikalität führt. B3 zeigt, daß man zu diesem Zweck zunächst den Actor des transitiven Satz in die Absolutivfunktion bringen muß. Das gelingt in einer ergativischen Sprache mithilfe des Antipassivs. Nunmehr kann auch der Actor des zweiten Koordinats per Koordinationsreduktion weggelassen werden. Der Test ergibt also, daß auch nach diesem rein syntaktischen (von der morphologischen Markierung völlig unabhängigen) Kriterium der Undergoer des transitiven Satzes dieselbe syntaktische Funktion wie der Aktant des monovalenten Verbs hat, daß also die Konstruktion ergativisch ist.
Die meisten ergativischen Sprachen scheinen nach diesem Kriterium bloß morphologisch ergativ zu sein, syntaktisch jedoch akkusativisch. Dyirbal jedoch ist – abgesehen von der Spaltung – sowohl morphologisch als auch syntaktisch ergativisch.