Bzgl. einer gegebenen syntaktischen Funktion kann man folgende zwei Aspekte unterscheiden:

  1. wie sie an ihren Trägern morphologisch markiert wird (engl. morphological properties),
  2. wie sie in syntaktischen Prozessen fungiert (engl. behavioral properties).
Diese beiden Kriterien divergieren häufig. Es kann eine Sprache bzgl. Punkt 1 den Aktanten des monovalenten Verbs so wie den Undergoer des transitiven Verbs behandeln und insofern morphologisch ergativisch sein, und gleichzeitig kann sie bzgl. Punkt 2 den Aktanten des monovalenten Verbs so wie den Aktor des transitiven Verbs behandeln und insofern syntaktisch akkusativisch sein.

Ein Kriterium, um die Gleichheit vs. Ungleichheit syntaktischer Funktionen festzustellen, ist, NSen in zwei syntaktischen Funktionen miteinander zu koordinieren. Ist die Koordination möglich, sind die beiden Funktionen gleich, sonst jedoch nicht. Dieser Test wird im folgenden auf das Dyirbal angewandt.

Syntaktische Ergativität im Dyirbal
B1.balandjugumbilbani-ɲubaŋgulyaɽa-ŋgubuɽa-n.
DET:F.ABSFrau(ABS)komm-NFUTDET:M.ERGMann-ERGseh-NFUT
“Die Frau kam und der Mann sah (sie).”
B2.* bayiyaɽabani-ɲubalandjugumbilbuɽa-n.
DET:M.ABSMann(ABS)komm-NFUTDET:F.ABSFrau(ABS)seh-NFUT
“Der Mann kam und sah die Frau.”
B3.bayiyaɽabani-ɲubagundjugumbil-gubuɽal-ŋa-ɲu.
DET:M.ABSMann(ABS)komm-NFUTDET:F.DATFrau-DATseh-ANTIPASS-NFUT
“Der Mann kam und sah die Frau.”

In B1 werden ein monovalenter und ein transitiver Satz koordiniert, die den Aktanten in Absolutivfunktion gemeinsam haben. Dieser kann daher im zweiten Satz durch Koordinationsreduktion weggelassen werden. In B2 wird versucht, das NS in Ergativfunktion des zweiten Koordinats unter Identität wegzulassen, was zu Ungrammatikalität führt. B3 zeigt, daß man zu diesem Zweck zunächst den Actor des transitiven Satz in die Absolutivfunktion bringen muß. Das gelingt in einer ergativischen Sprache mithilfe des Antipassivs. Nunmehr kann auch der Actor des zweiten Koordinats per Koordinationsreduktion weggelassen werden. Der Test ergibt also, daß auch nach diesem rein syntaktischen (von der morphologischen Markierung völlig unabhängigen) Kriterium der Undergoer des transitiven Satzes dieselbe syntaktische Funktion wie der Aktant des monovalenten Verbs hat, daß also die Konstruktion ergativisch ist.

Die meisten ergativischen Sprachen scheinen nach diesem Kriterium bloß morphologisch ergativ zu sein, syntaktisch jedoch akkusativisch. Dyirbal jedoch ist – abgesehen von der Spaltung – sowohl morphologisch als auch syntaktisch ergativisch.