Seit Ferdinand de Saussure den Begriff der ‘langue’ geprägt hatte, hatte dieser die beiden Facetten des Sprachsystems und der historischen Sprache. Eine ‘langue’ ist ein historisches Objekt in dem Sinne, daß sie in Zeit und Raum entsteht, existiert und vergeht und dabei an das Schicksal von menschlichen Gemeinschaften gebunden ist. Das Sprachsystem ist ein Teil oder Aspekt einer ‘langue’. Nur die strukturale Sprachwissenschaft (oder Systemlinguistik) konzentriert sich auf das Sprachsystem; die Linguistik als ganze geht darüber hinaus; sie versucht (neben ‘langage’ und ‘parole’) die ganze ‘langue’ zu erfassen:

Innere und äußere Sprachgeschichte

Eine Sprache (‘langue’) ist eine historisch und sozial bedingte Ausprägung der menschlichen Sprache. Ihre Geschichte betrifft sowohl ihr System als auch ihre Beziehung zur Gesellschaft. Daher wird die Sprachgeschichte wie folgt unterteilt:

  1. Innere Sprachgeschichte: Diachronie oder Geschichte des Sprachsystems, insbesondere:
    • historische Lautlehre,
    • historische Grammatik,
    • Wortgeschichte.
    Die innere Sprachgeschichte beginnt bei der rekonstruierten Ursprache.
  2. Äußere Sprachgeschichte: Geschichte des Verhältnisses der Sprache zur Sprachgemeinschaft, insbesondere:
    • Geschichte der Stellung der Sprache in der Gesellschaft, Verhältnis zu anderen Sprachen,
    • Einführung der Schrift, Entwicklung des Schrifttums,
    • Entwicklung verschiedener Kommunikationsformen und ihrer Rolle in der Sprachgemeinschaft, Entwicklung der Literalität.