Die Rollen der Partizipanten werden in der Sprachtätigkeit auf syntaktische Funktionen abgebildet. Eine solche Abbildung ist in der Valenz eines Verbs gegeben. Wir sahen, daß sie durch den Filter der Makrorollen Actor und Undergoer geht in dem Sinne, daß verschiedene semantische Rollen in deren Schema gepreßt und Actor und Undergoer dann in die beiden zentralen syntaktischen Funktionen der Sprache umgesetzt werden. Diese sind im Deutschen wie den meisten Sprachen Subjekt und direktes Objekt. Diese Relationen heißen auch Fundamentalrelationen (und seit Ende des 20. Jh. irreführenderweise häufig “grammatische Relationen”, was eigentlich ein entfernter Oberbegriff ist).

Actor und Undergoer werden in manchen Sprachen anders als im Deutschen auf syntaktische Funktionen abgebildet. B1f ist aus dem Dyirbal (Australien) (Dixon 1972: 59).

B1. a. bayi yaɽa baniɲu
Dyirbal DET:M(ABS) Mann(ABS) komm:REAL
“Der Mann kommt.”
  b. balan djugumbil baniɲu
DET:F(ABS) Frau(ABS) komm:REAL
“Die Frau kommt.”
B2. a. balan djugumbil baŋgul yaɽa-ŋgu balgan
Dyirbal DET:F(ABS) Frau(ABS) DET:M:ERG Mann:ERG schlag:REAL
    “Der Mann schlägt die Frau.”
  b. bayi yaɽa baŋgun djugumbiɽu balgan
    DET:M(ABS) Mann(ABS) DET:F:ERG Frau:ERG schlag:REAL
    “Die Frau schlägt den Mann.”

Ein Vergleich von B1f mit den deutschen Übersetzungen zeigt folgendes: Im intransitiven Satz (B1) hat der einzige Aktant - und zwar, was man nicht sieht, egal ob Actor oder Undergoer - eine syntaktische Funktion, welche nicht durch Kasus markiert ist. Dieselbe syntaktische Funktion hat im Deutschen der Actor des transitiven Satzes (B2); es ist eben die Subjektsfunktion. Der Undergoer des transitiven Satzes hingegen erscheint im Deutschen in der Funktion des direkten Objekts, dessen Kasus der Akkusativ ist. Im Dyirbal dagegen hat der Undergoer des transitiven Satzes dieselbe Funktion wie der einzige Aktant des intransitiven Satzes. Man nennt diese Funktion Absolutiv. Der Actor des transitiven Satzes hinwiederum hat eine andere syntaktische Funktion, welche Ergativ genannt wird und durch einen gleichnamigen Kasus markiert ist. Das System der Fundamentalrelationen im Deutschen ist also zu dem im Dyirbal spiegelbildlich, wie das Schaubild zeigt.

Die beiden Systeme der Umsetzung der Fundamentalrelationen heißen nach dem Kasus, der jeweils die nicht-zentrale Funktion markiert, akkusativisch und ergativisch.1 Das erste ist in den Sprachen der Welt ungleich weiter verbreitet als das zweite. Keines von beiden bietet jedoch Evidenz für die Unterscheidung von Actor und Undergoer im intransitiven Satz. Das tut ein drittes System, der sog. aktivische Satzbau.

Das System der Abbildung der Fundamentalrelationen auf syntaktische Relationen wird seit Ende des 20. Jh. auch ‘Ausfluchtung’ (engl. alignment) genannt.


1 Das akkusativische System wird gelegentlich auch – mit Bezug auf den Subjektskasus – nominativisch und außerdem, leicht redundant, auch “nominativisch-akkusativisch” genannt. Keine dieser Bezeichnungen ist sonderlich intelligent, weil es nicht auf die Kasus, sondern auf die syntaktischen Relationen ankommt.


Literatur

Dixon, Robert M.W. 1972, The Dyirbal language of North Queensland. Cambridge & London: Cambridge University Press (Cambridge Studies in Linguistics, 9).