Eine der Unterscheidungen von Arten von Bedeutung ist die zwischen denotativer und konnotativer Bedeutung. Die Idee der Unterscheidung ist, daß ein Teil der Bedeutung eines Ausdrucks – die denotative Bedeutung – das Gemeinte eingrenzt, während ein anderer Teil – die konnotative Bedeutung – dazu nichts beiträgt, sondern auf Beziehungen zwischen dem Sprecher, dem Ausdruck und dem Gemeinten hinweist.1 So bezeichnet der Ausdruck Hund ein Exemplar der Spezies canis (denotative Bedeutung), während der Ausdruck Köter das auch tut und zugleich die niedrige Bewertung des Referenten durch den Sprecher zu verstehen gibt (konnotative Bedeutung). Der Ausdruck Polizist bezeichnet in neutraler Weise einen Angehörigen einer bestimmten Berufsgruppe. Die Ausdrücke Schutzmann und Bulle verleihen ihm zusätzlich eine positive bzw. negative Konnotation. Diese kann die Einstellung des Sprechers zu dem jeweiligen Referenten, aber auch zu der Klasse der unter den Begriff ‘Polizist’ fallenden Personen betreffen.

Definitionen von ‘Denotation’ und ‘Konnotation’ verwenden häufig die in folgender Tabelle zusammengefaßten Gegenüberstellungen:

DenotationKonnotation
1.konventionellgemeinsam oder privat
2.objektivsubjektiv
3.konzeptuellassoziativ
4.neutralgefärbt
5.intellektuellemotional
6.deskriptivevaluativ
7.Grund-/HauptbedeutungNebenbedeutung

Von diesen Attributen sind die von Nr. 7 irreführend, weil sie zu einer Kollision mit den Termini ‘Grundbedeutung’ vs. ‘Nebenbedeutung’ führen, die etwas völlig anderes bezeichnen, nämlich bestimmte alternative Bedeutungen eines polysemen Ausdrucks.

Einige dieser Attribute treffen nicht auf alle Fälle von Konnotation zu. Z.B. ist Nr. 1 nicht verallgemeinerbar, weil Konnotationen durchaus ebenso konventionell wie Denotationen sein können. Das Lexikon enthält Ausdrücke, die ausschließlich der Bewertung dienen, z.B. das Adjektiv minderwertig. Die Bedeutung eines Ausdrucks wie Köter kann man sich daher als zusammengesetzt denken; er bedeutet ungefähr “minderwertiger Hund”. Konnotative Bedeutungsmerkmale gehören in solchen Fällen zu den semantischen Merkmalen eines Lexikoneintrags und somit zum Sprachsystem.

Attribut Nr. 3 kann man an Beispielen wie Junggeselle veranschaulichen. Die Denotation ist “unverheirateter Mann” (oder enger: “Mann, der nie geheiratet hat”). Zu den Konnotationen gehören z.B. “einsam, frei, sorglos”. Das sind Assoziationen, die der Begriff in einer bestimmten Gesellschaft auslösen kann, die aber nicht zur lexikalischen Bedeutung des Wortes und insofern nicht zum Sprachsystem gehören.

Das Beispiel zeigt, daß Konnotationen einem Ausdruck durch Weltwissen zuwachsen können. Z.B. ist die Denotation von Salomon ein bestimmter König der Juden. Die Konnotation des Ausdrucks ist “weiser Richter”. Sie ist die Basis der Antonomasie in Verwendungen wie “ein wahrer Salomon / eine salomonische Entscheidung”.

Konnotationen eines Ausdrucks basieren i.w. auf – wirklichem oder vermeintlichem – Wissen entweder über den Ausdruck oder über sein Denotat. Mit den ihm so zugeschriebenen Eigenschaften ist dann meist eine Bewertung verbunden. Dies zeigt sich an der von Bloomfield angeführten Liste von Arten von Konnotation:

Arten der Konnotation nach Bloomfield 1933:151-155
ParameterBeispielspezifische Konnotation
social standingI ain't got nonecoarse, ugly, vulgar
local provenienceluggageAnglicism
[diachrony]present subjunctive (if this be reason)archaic
technical formssea-terms (stand by)ready, honest, devil-may-care
[register]regrettablelearned, stilted
[international provenience]dolce far niente(reflect our attitude towards foreign peoples)
[register]distendforeign-learned
guy, blokeslangy, facetious

Die Bloomfieldsche Klassifikation ist zwar nicht völlig systematisch, macht aber auf die Verschiedenartigkeit der Relata in der Relation der Konnotation aufmerksam. Eine fruchtbare Quelle von Konnotationen für einen Ausdruck ist seine Herkunft, d.h. das – tatsächliche oder vermeintliche – Wissen darüber, aus welcher Sprachgemeinschaft oder welcher sozialen Gruppe einer Gemeinschaft er ursprünglich stammt. Der Sprecher, der den Ausdruck gebraucht, oder die Gruppe, der er angehört, hat zu jener originalen Sprachgemeinschaft eine Einstellung, verbindet mit ihr bestimmte Vorstellungen und Vorurteile. Diese gehen als Konnotationen auf den verwendeten Ausdruck über.

Die folgende Tabelle systematisiert die Konnotationen nach den beiden Dimensionen der Beziehung zwischen Sprecher und Referent und des Sprachgebrauchs. Auf der ersten Dimension geht es um emotional-wertende Einstellungen des Sprechers gegenüber dem Referenten. Auf der zweiten Dimension kann ein Ausdruck einer Sprache an eine ihrer Varietäten gebunden sein. Ein Sprecher kann in einem Zusammenhang, in dem er grundsätzlich die Varietät A verwendet, einen an Varietät B gebundenen Ausdruck gebrauchen, also z.B. in einem sonst hochdeutschen Kontext malochen statt arbeiten sagen. Je nach dem, was für tatsächliches Wissen oder Stereotypien die Sprecher über die betreffende Varietät haben, kann dies ausreichen, um dem Gemeinten eine bestimmte Färbung (im Beispiel etwa “stumpfsinnige, schwere Arbeit verrichten”) zu verleihen. Diese Arten von Konnotation sind nach den Dimensionen der sprachlichen Variation wie folgt zu systematisieren:

Dimensionen der Konnotation
DimensionBeispiel
SprechereinstellungHund - Köter, Selbstmord - Freitod
Sprachgebrauch
diaphasischkriegen - bekommen - empfangen
diastratischleise - piano, Bedeutung - Significatum; spazierengehen - ata-ata gehen
diatopischHäuschen - Häusle
diachronKnabe - Junge

Unter diastratische Variation wird auch die Variation nach dem Funktionsbereich eines Ausdrucks, also z.B. betr. seine Anwendung in alltäglichen vs. fachlichen Kontexten, subsumiert.

In einem Ausdruck können sich Konnotationen verschiedener Art auf komplizierte Weise kombinieren. Wenn ich einen Polizisten Bulle nenne, dann verbinde ich damit nicht nur, oder evtl. überhaupt nicht, eine negative Bewertung der Person oder ihres Standes, sondern ich verwende (auch) einen Ausdruck eines bestimmten Registers und ordne mich, mindestens für den Augenblick, der Sprechergruppe zu, die dieses Register pflegt.

Konnotationen sind per definitionem semantische Eigenschaften von Ausdrücken, die diesen entweder als lexikalischen Einheiten oder in einem sprachlichen Kontext eignen. Es sind also nicht solche semantischen Eigenschaften, die erst in der Sprechsituation, also etwa durch die Interaktion zwischen Sprecher und Hörer, entstehen. Die letzteren betreffen den in der bestimmten Situation entstandenen Sinn einer Äußerung. Es hat in der Textlinguistik und Kommunikationsanalyse Versuche gegeben, den Begriff der Konnotation von der lexikalischen auf die Textebene auszuweiten. Der Begriff muß nicht an der lexikalischen Ebene haften; eine Konnotation kann, wie oben gesehen, durch Verwendung eines Ausdrucks in einem ihm fremden Kontext entstehen. Aber semantische Effekte wie der, daß jemand sagt die Ampel ist grün und damit impliziert “Du solltest etwas aufmerksamer sein”, haben nichts mit Konnotationen zu tun, sondern betreffen den situationsspezifischen Sinn einer Äußerung.

Daraus ergibt sich, daß man auch bei der Analyse von Konnotation zwei Stufen der Interpretation unterscheiden muß. Wenn jemand in einem Satz statt Studenten Studiosi sagt, so hat er nicht den üblichen Ausdruck zur Bezeichnung des Gemeinten verwendet (also diaphasisch variiert). Die damit verbundene Konnotation ist jedoch schwer zu identifizieren. Erst in einer gegebenen Äußerung kann der Effekt z.B. die Distanzierung des Sprechers von den Referenten sein, und Studiosi wären dann vielleicht Studenten, mit denen der Sprecher nicht empathisch ist. Dies ist jedoch keine Konnotation des Ausdrucks Studiosus (sonst würde der Studienreisenanbieter sich sicherlich nicht Studiosus nennen).

Die Termini ‘Konnotation’ und ‘Denotation’ dienten ehemals und zum Teil bis heute in der Philosophie auch zur Bezeichnung der Begriffe ‘Intension’ bzw. ‘Extension’. Bloomfield (1933:151-155) legte die Termini ‘Konnotation’ und ‘Denotation’ jedoch auf ihre heute noch in der Linguistik gültigen Bedeutungen fest.

Bibliographische Hinweise

Bloomfield, Leonard 1933, Language. New York etc.: Holt, Rinehart & Winston.

Schippan 1992:155-160


1 Die Termini wurden von L. Bloomfield (s.o.) in der heute noch üblichen Weise mit Begriffen gepaart, also in einer theoretischen Umgebung, wo man glaubte, ein sprachlicher Ausdruck beziehe sich auf Gegenstände in der Wirklichkeit. Auf diesen Bezug ist der Terminus ‘Denotation’ tatsächlich sonst in der Linguistik festgelegt. Aber in der Gegenüberstellung zu ‘Konnotation’ hat er diese Implikation nicht.