Ein sprachliches Zeichen ist eine Einheit aus Ausdruck und Inhalt, aus Significans (Bezeichnendem) und Significatum (Bezeichnetem). Z.B. ist das Significans des Zeichens Hund /hunt/, und sein Significatum ist "Hund" (bzw. in philosophischer Notation Hund). Dieses Beispiel zeigt freilich nicht (wie es sollte), daß das Significatum ganz ebenso wie das Significans eine Einheit einer bestimmten Sprache (in diesem Falle des Deutschen) ist. Das zeigt besser Freges gefeiertes Beispiel vom Morgenstern und Abendstern.1 Angenommen, jemand beherrschte die deutsche Sprache, wäre aber in Astronomie nicht weiter bewandert. Er würde mit Morgenstern und Abendstern verschiedene Bedeutungen verbinden, z.B. “Stern, welcher morgens als letzter zu sehen ist” bzw. “Stern, welcher abends als erster zu sehen ist”. So ähnlich wären in der Tat die Significata dieser beiden Wörter zu beschreiben.

Bei etwas mehr Bewanderung in Astronomie stellt man dann fest, daß es für die beiden Substantive ein einziges Referenzobjekt gibt, nämlich Venus, und daß dieses auch gar kein Stern, sondern ein Planet ist. Die Ausdrücke Morgenstern, Abendstern und Venus haben verschiedene Significata (einzelsprachabhängige Bedeutungen), aber dasselbe Designatum (einzelsprachunabhängiger Begriff).2 Ausdrücke, die dasselbe Designatum haben, sind in gewisser Hinsicht synonym. Sie sind es aber nicht in jeglicher Hinsicht, denn sie sind nicht in allen Kontexten austauschbar. Z.B. klingt B1 merkwürdig.

B1. Es wird langsam dunkel; man sieht schon den Morgenstern.

Die Sprachabhängigkeit von Significata ist in der Übersetzungspraxis bestens bekannt. Manche Wörter sind notorisch schwer übersetzbar. Dazu gehören dt. gemütlich und Schadenfreude, engl. fair und port. saudade (ungefähr “Wehmut/Sehnsucht/Heimweh”). Der Satz von H. Putnam

Meaning is what we try to preserve in translation.
bezieht sich somit in verschiedener Weise auf das Significatum und das Designatum. Das letztere bleibt jedenfalls erhalten, wenn man engl. fair in einem entsprechenden Kontext mit dt. gerecht übersetzt. Das Significatum dagegen ist oft nicht übersetzbar, weil es in der Zielsprache nicht existiert.

Zur Abgrenzung der Begriffe ist ferner wichtig, daß überhaupt jedes sprachliche Zeichen ein Significatum hat. Das gilt nicht nur für die bisher hauptsächlich behandelten Substantive, sondern auch für flektierte Formen wie lacht, gelacht usw. (die alle verschiedene Significata haben), für Funktionswörter wie der, und, als, sein usw. sowie für gebundene Morpheme wie das ge- und -t in den zitierten Flexionsformen. Sie alle müssen Bedeutung haben, denn sonst wäre nicht klar, wieso Erna lacht und Erna lachte nicht synonym sind. Dagegen ist durchaus zweifelhaft, ob solche Wörter und Morpheme irgendeine andere der hier behandelten Arten von Bedeutung haben.

Significata sind, da an das Sprachsystem gebunden, vollständig konventionell. Z.B. sind im Deutschen die Substantive Sonne und Mond femininen bzw. maskulinen Generis, und durch die weithin üblichen Assoziationen dieser Genera mit weiblichen bzw. männlichen Wesen nehmen diese Himmelskörper dann diese Geschlechter an. Darauf beruhen zahllose Märchen, Redensarten, idiomatische Ausdrücke usw. Die übersetzungsäquivalenten Substantive in den romanischen Sprachen - z.B. frz. le soleil und la lune - haben die umgekehrten Genera. Daraus resultieren die entgegengesetzten Assoziationen und die Unmöglichkeit, eine große Zahl von Geschichten und Ausdrücken über Sonne und Mond zwischen den Sprachen zu übersetzen.

Literatur

Frege, Gottlob 1966, Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Hrsg. u. eingel. von G. Patzig. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht


1 Dem Significatum entspricht in Freges Terminologie der ‘Sinn’ (“die Art des Gegebenseins”) des Bezeichneten, während dem Designatum in mancher Hinsicht Freges ‘Bedeutung’ entspricht.

2 Das Beispiel hat den Schönheitsfehler, daß die Bedeutung von Eigennamen wie Venus usw. kein Begriff ist. Evtl. muß man den Begriff des Designatums erweitern, damit auch kognitive Repräsentationen von Individuen darunter fallen.