Da die Zusammenhänge in einer wissenschaftlichen Darstellung gewöhnlich mehrdimensional sind, kann Textkohärenz nicht allein durch die lineare Abfolge gewährleistet werden. Vielmehr muß man oft an einer gegebenen Stelle an etwas anknüpfen, was nicht unmittelbar voranging, oder auf etwas vorausverweisen, was nicht unmittelbar im Anschluß behandelt wird. An solchen Stellen bringt man einen Querverweis auf eine andere Passage des eigenen Textes an.

In der Antike, als Bücher noch keine Seiten hatten, sondern nur von oben nach unten gelesen wurden, war es üblich, solche Verweise mit ‘oben’ vs. ‘unten’ zu machen. Daher heißt es bis heute ‘s.o.’ und ‘s.u.’ (“siehe oben/unten”). Diese unpräzisen Verweise (und ihre Varianten mit ‘früher’ und ‘später’) sind heute nur noch üblich, wenn das Verweisziel auf derselben Seite steht. In allen anderen Fällen gibt man das Verweisziel präzise an – übrigens ganz ebenso wie bei Literaturhinweisen.

Verweise mit ‘oben’, ‘unten’, ‘folgend’ usw. auf Tabellen, Schaubilder u.dgl. sind übrigens auch deswegen heikel, weil der (ja erst unmittelbar vor dem Druck fällige) Seitenumbruch es erfordern kann, deren Position im Text zu verschieben. Was anfangs oben war, kann dann plötzlich unten sein.

Häufig wird man auf einen Gedanken, ein Argument, eine Definition o.ä. verweisen, also auf etwas, was eine systematische Rolle im Gesamtaufbau der Arbeit spielt. Für diesen Zweck ist es das Einfachste, auf den betreffenden Abschnitt mittels seiner Nummer zu verweisen, also z.B. “s. Kap. 2.3.2” bzw. “s. § 2.3.2”, häufig auch einfach “s. 2.3.2”).1 Das ist, wenn das Gemeinte den überwiegenden Teil dieses Abschnitts ausmacht, auch einigermaßen leserfreundlich. Für den Autor ist es jedenfalls einfacher, denn das Verweisziel kann sich je nach Seitenumbruch über verschieden viele Seiten erstrecken; und es gibt keine Möglichkeit, das vor dem Druck zu wissen oder zu automatisieren. Findet sich das Gemeinte nur in einem Absatz eines mehrseitigen Abschnitts, muß man freilich auf die Seite verweisen.

Ist das Verweisziel ein durchnumeriertes Objekt – eine Tabelle, Abbildung o.ä. –, so verweist man auf die Nummer. Man schreibt also nicht “wie obige/folgende Tabelle zeigt” oder “wie die Tabelle auf S. 54 zeigt”, sondern “wie Tabelle 15 zeigt”. Die Numerierung solcher Elemente erfüllt in der Tat eben den Zweck ihrer Identifikation in Verweisen; wenn man sie dazu nicht verwendet, kann man die Elemente ebensogut unnumeriert lassen.2

In einer elektronischen Datei setzt man solche Verweise niemals ziffernmäßig-textuell ein, sondern man benutzt die Verweisfunktion des Textverarbeitungsprogramm, die für eine automatische Anpassung des Verweises auf jeweils geänderte Numerierung des Ziels sorgt.


1 In der Kapitelüberschrift selbst mag der (dezimalen) Nummer ein Punkt folgen oder nicht; im Querverweis folgt ihr keiner. Es heißt also nicht “in Kap. 3.2.1. geklärt”, sondern “in Kap. 3.2.1 geklärt”.

2 Das geschieht gezwungenermaßen häufig auf dieser Website, weil HTML 4 die Automatisierung von Durchzählung und Querverweis nicht anbietet.