Durch Sprache werden Bewußtseinsinhalte (Gedanken) zwischen Menschen übermittelt. Ein Gedanke hat eine komplexe, mehrdimensionale, aber keine zeitliche Struktur.1 Zur Übermittlung wird er in ein wahrnehmbares Ausdrucksmedium kodiert. Das primäre sprachliche Ausdrucksmedium ist das auditive. Seine physikalischen Eigenschaften werden vom Menschen nach Maßgabe seiner artikulatorischen und auditiven Fähigkeiten genutzt. Das bedeutet, daß die Information nur zum ganz geringen Teil simultan übertragen wird (nämlich in Form von Eigenschaften eines lautlichen Segments). Der weit überwiegende Teil wird sequentiell übertragen. Bereits das Significans eines Worts besteht aus einer (wenn auch strukturierten) Folge von Segmenten. Erst recht folgen natürlich im Satz die Wörter und im Text die Sätze aufeinander. Für die gleichzeitige Übertragung bedeutungstragender Einheiten sind weder unser Artikulationsapparat noch unser Gehör ausgerüstet.

Die Bestandteile des Gedanken – die Begriffe und die Operatoren, die sie miteinander verknüpfen – müssen also zwecks Versprachlichung in eine Abfolge gebracht werden. Dieser Vorgang heißt die Linearisierung der zu übermittelnden Nachricht. Man kann sie sich an folgendem Beispiel verdeutlichen:

Links im Schema ist der Inhalt der Nachricht in einer Art semantischer Dependenzstruktur dargestellt. Obwohl die Darstellung stark am Deutschen orientiert ist, wird doch deutlich, daß die Beziehungen zwischen den Bedeutungseinheiten nichts mit zeitlicher Aufeinanderfolge zu tun haben. Durch die Linearisierung dagegen kommt z.B. der Operator der Definitheit vor den Operanden zu stehen, das entstehende Syntagma die Kneipe folgt auf das Verhältniswort in, u.v.a.m.

Die sprachtheoretischen Aspekte der Linearisierung werden anderswo diskutiert.

Übungsaufgabe zur Linearisierung


1 Für einen Gedankengang mag anderes gelten.