I. Dokumentation der Sprache


II. Beschreibung der Sprache

1. Situation der Sprache

1.1. Sprachname

Die italienische Landschaft Latium ist das Gebiet um Rom. Davon ist das Adjektiv Latīnus “zu Latium gehörig” abgeleitet. Lingua latīna “lateinische Sprache”; Latīnē loqui: “Lateinisch sprechen”. Latīnus bezog sich auf Sprache und Recht, Romānus auf Personen (ihre ethnische und juristische Zugehörigkeit).

Mit ‘Latein’ bezieht man sich, wenn nichts anderes vermerkt ist, auf das klassische Latein.


1.2. Ethnographische Situation

1.2.1 Sprachgebiet

Latein wurde ursprünglich in der Stadt Rom, dann in Latium, Italien, im weströmischen Reich und, als Zweitsprache, im oströmischen Reich gesprochen. Dazu gehört das ganze Gebiet der heutigen romanischen Sprachen und viele bei Zerfall des römischen Reiches verlorene Gebiete, z.B. in Nord- und Osteuropa und Afrika. Zuerst das Militär, dann die Kirche verbreiten das Latein.


1.2.2. Sprachgemeinschaft

Lateinisch sprachen ursprünglich nur die Römer, also die Bewohner von Rom und den umliegenden latinischen und sabinischen Dörfern. Dann Italiker, dann Bürger des weströmischen Reichs. Durch den Einfluß der Etrusker wurde Rom eine Stadt mit Kultur. Sie eroberte im Laufe der Jahrhunderte fast das gesamte Abendland und wurde eine Metropole, die während der Kaiserzeit eine Million Einwohner zählte. Bedeutendster Träger der Sprache und Kultur war die Aristokratie. An der Ausbreitung der Sprache und ihrer Durchsetzung in den Provinzen waren Militär, Verwaltung und Rechtsprechung maßgeblich beteiligt. Am Ausgang der Antike wurde Latein von zahlreichen verschiedenen indogermanischen und nicht-indogermanischen Ethnien gesprochen.


1.3. Genetische Situation

1.3.1. Extern

Die genetische Affiliation des Lateinischen innerhalb der italischen Sprachen ist wie folgt:


1.3.2. Intern: Dialekte

Seit archaischer Zeit etablierte Dialekte sind Pränestinisch und Pisaurisch. Ferner herrscht seit alters Variation wegen der Überlagerung anderer italischer Sprachen durch das Lateinische. Diese lebt in gesprochener Sprache fort. Die Dialekte basieren auf dem Vulgärlatein, sind - bis auf Schreibfehler - kaum schriftlich überliefert (anders als im Falle des Griechischen!). Bekannt ist, daß die römische Stadtmundart den Standard darstellte (urbane loqui “metropolitanisch sprechen” war das Ideal).


1.4. Kulturelle Situation

Die lateinische Sprache ist uns anhand zahlreicher Dokumente belegt. Die folgende Tabelle zeigt die Perioden des Lateinischen als Schriftsprache:

Aus dem 7. Jh. gibt es nur etwa 10 kurze Inschriften, aus dem 6. u. 5. Jh. 60-70 Inschriften. Die meisten sind ganz kurze Graffiti, nur ganz wenige Grabinschriften. Die meisten sind auf Gegenständen, meist Töpfen. Von da an nimmt die Anzahl der Inschriften und später auch die Literatur (Prosa, Dichtung, Drama usw.) kontinuierlich bis in die Neuzeit zu. Seit etwa -200 ist Dichtung erhalten, dann Prosa. Die Inschriften sind zahllos und teilweise von erheblichem Umfang. Diese sind als Originaltexte überliefert, die Literatur dagegen (von ein paar Papyrusfunden abgesehen) nur in Abschriften.

Die gesamte Literatur - wie überhaupt die römische Kultur - ist stark von den Griechen beeinflußt. Besonders Caesar und Cicero bilden für alle kommenden Generationen bis ins 20. Jh. hinein das Ideal lateinischen Stils.


1.5. Soziale Situation

1.5.1. Extern

Latein ist zunächst mit Etruskisch und den anderen italischen Sprachen benachbart Allerdings herrschte mit ihnen wohl nie extensiver Multilinguismus; insbesondere gibt es relativ wenige etruskische Lehnwörter.

Im Laufe der Expansion wird Latein die Sprache der Verwaltung und des Militärs des römischen Reiches. Dabei ist zwischen dem weströmischen und dem oströmischen Reich zu unterscheiden. Im Osten des römischen Reiches hat Latein niemals Griechisch verdrängt. Bis ca. 284 war es überhaupt auf Militär und Verwaltung beschränkt; von da bis 439 drang es als Sprache der Macht langsam auch in die oberen Verwaltungsebenen vor. Aus Alexandria hat man aus römischer Zeit z.B. zehnmal soviel griechische wie lateinische Papyrusfunde. Selbst in Rom war die gebildete Schicht seit Cicero zweisprachig. Cicero selbst hielt griechische Reden, sein bester Freund Atticus verbrachte lange Zeit in Athen.

In den westlichen Provinzen wurde Latein bald zur dominanten und für die schriftliche Kommunikation weithin zur einzigen Sprache. In einigen Bereichen wie Rechtsprechung und Wissenschaft galt dies auch noch im Mittelalter. Als gesprochene Sprache freilich wurde Latein bereits zum Ausgang des Altertums durch die romanischen Sprachen abgelöst.

Latein war Juristensprache bis zur Gestaltung der nationalen Gesetzbücher und internationale Verkehrssprache bis zum Westfälischen Frieden. In Deutschland, England und Ungarn war Latein die Sprache der Wissenschaft bis weit in die Neuzeit hinein. Der Jurist Christian Thomasius hielt 1687 in Leipzig die erste Vorlesung in deutscher Sprache, "ein erschreckliches und, solange damals die Universität gestanden hatte, noch nie erhörtes Crimen" (Grossfeld 1990:7). Die offizielle Sprache der katholischen Kirche ist bis heute das Latein.


1.5.2. Intern: Soziolekte

Während des gesamten Lebens des Lateinischen war es überwiegend gesprochene Sprache; nur eine Minderheit konnte lesen und schreiben und beherrschte folglich die schriftsprachliche Variante (Norm). "No serious consideration supports the notion that reading ability was widespread by the end of the sixth century, if such an expression means literacy among more than, say, 5% of the male citizens." (Harris 1989:151)

Seit klassischer Zeit bildet sich ein zunehmender Abstand zwischen gesprochener und geschriebener Sprache. Die letztere ist stark normiert und seit klassischer Zeit unveränderlich. Die erstere bildet das Vulgärlatein.


2. System der Sprache

2.1. Ausdruckssysteme

2.1.1. Phonologie

2.1.1.1. Inventar

Das lateinische Vokalsystem basiert auf dem Fünfvokalsystem. Wie die Tabelle zeigt, ist es sehr regelmäßig.

Vokallänge ist distinktiv. Die Opposition hat eine relativ hohe funktionelle Belastung:

Vorlateinischer Anfangsakzent führte zu Vokalreduktion in unbetonten, leichten (i.e. offenen) Mittelsilben (Allen 56f.). Dieser Wandel ist auf der Stufe des archaischen Latein abgeschlossen. Es gibt in historischer Zeit keine phonetische Reduktion/Zentralisierung von Vokalen in unbetonten Silben mehr.


Die folgende Tabelle enthält die konsonantischen und halbvokalischen Phoneme des klassischen Lateins.

Das System enthält relativ wenige Einheiten, indem es ökonomischen Gebrauch von den Artikulationsarten macht. Dafür macht es unökonomischen Gebrauch von den Artikulationsstellen, da es nur einen Palatal und einen Glottal gibt.

Es gab ein /h/, das jedoch zu allen Zeiten schwach war und seinen Sitz hauptsächlich in der Schreibung hatte. Bereits im 2. Jh.v.Ch. schwand es. Z.B. wird bereits bei Plautus (Altlatein) nihil > nil. Später wurde es, wohl durch Normierung, wiederhergestellt.

Das Schwinden des /h/ aus der Aussprache ist auch in Catull 84 (1. Jh. v.Ch.) bezeugt:

Chommoda dicebat, si quando commoda vellet
dicere, et insidias Arrius hinsidias,
et tum mirifice sperabat se esse locutum.

chommoda sagte Arrius, wenn er mal commoda
sagen wollte; und statt insidias hinsidias,
und dann hoffte er, wundervoll gesprochen zu haben.”

/u/ und /i/ hatten halbvokalische Allophone. Cicero (de div. 22, 84) berichtet folgende Anekdote: Als Crassus sich in Brindisi auf seine unglückliche Expedition gegen die Parther einschiffte, rief eine Obsthändlerin auf der Straße cauneās [scil. ficos]! “Feigen aus Kaunos!” Er vestand allerdings caue nē eās! “geh ja nicht!” und wurde unsicher. Das Mißverständnis beruht gerade auf dieser Allophonie.

Verbreiteter Auffassung zum Trotz gab es keine erhebliche allophonische Variation von /k/ derart, daß [k] mit [ʧ ~ ʦ] gewechselt hätte. Es hieß also [kum, 'kikero, 'kajsar].

Ähnliches gilt für /t/: Es alterniert nicht mit [ʦ]; es heißt also [tum, nātiō].

Daher ist sind die Schreibungen <C> und <T> phonemisch und phonetisch!


2.1.1.2. Kombinatorik

Im phonologischen System bis einschließlich zum klassischen Latein ist der Wortakzent nach Moren geregelt, d.h. er ergibt sich regelmäßig aus der Länge der Silben und ist folglich nicht distinktiv (phonemisch).


2.1.2. Schrift

Im frühen 8. Jh. v.Ch. führten die Griechen die Schrift nach Unteritalien ein. Schon vor -700 benutzten auch einheimische Völker das Alphabet. Die Römer übernahmen das Alphabet wohl sowohl von den Etruskern als auch direkt von den Griechen. Für ersteres spricht der Gebrauch von <C> für /g, k/, wie im Etruskischen, für letzteres der Gebrauch der Buchstaben <D, O, X>, die das etruskische Alphabet nicht enthält.

Geschrieben wurde auf Stein und Erz, Wachstafeln, geweißten Holztafeln, Papyrus und Pergament (< Leder). Die Werke der antiken Schriftsteller sind nur in Abschriften seit dem 9. Jh. erhalten.

Schriftrichtung:

Seiten: von oben nach unten (es sind Pergament- und Papyrusrollen)
Zeilen: von oben nach unten
Zeichen: von links nach rechts

Es gibt keine Interpunktion oder geregelte Silbentrennung. Wort- und Satzgrenzen werden nur gelegentlich bezeichnet.

Das lateinische Alphabet besteht aus 21 Buchstaben:

V bezeichnet sowohl das vokalische [u] als auch das halbvokalische [w], ebenso I sowohl das vokalische [i] als auch das halbvokalische [j]:

<I> = [i], [j]
<V> = [u], [w], [v]
IVVENIS = [juwenis]

Zur Kaiserzeit werden die Buchstaben <Y> und <Z> aus dem Griechischen entlehnt, um die zahllosen Fremdwörter richtig schreiben zu können. Daher finden sie sich bis heute am Ende des Alphabets.

Vokallänge wurde nur gelegentlich diakritisch (durch Überstrich) bezeichnet.

Es wurde zunächst ausschließlich und später in wichtigen Dokumenten mit Majuskeln (Großbuchstaben) geschrieben. Die Serifen entstanden als Ansatzpunkt für den Meißel. Die für die Handschrift bequemeren Minuskeln entstanden allmählich aus den Majuskeln; erst am Ausgang der Antike war die Minuskelschrift ausgebildet.


2.2. Semantisches System

2.2.1. Grammatik

2.2.1.1. Morphologie

Die Wörter nehmen durch Endungen verschiedene Formen an, die ihre Beziehungen zueinander im Satz kennzeichnen. So werden an Substantiven, Pronomina, Adjektiven und Zahlwörtern in fünfeinhalb Deklinationsklassen die Kategorien Genus, Numerus und Kasus bezeichnet. An Verben werden Person, Numerus, Tempus/Aspekt, Modus und Diathese bezeichnet, in viereinhalb Konjugationsklassen und mit unzähligen Stammbildungsverfahren.

Die Flexion von Wörtern wird in Paradigmen dargestellt, also Tabellen wie der folgenden, die die Formen des Wortes mensa "Tisch" darstellt.

Die Tempora umfassen auch verschiedene Aspekte. Z.B. besteht in der Vergangenheit folgende Opposition:

Der morphologische Typ wird auf zwei Dimensionen wie folgt charakterisiert:
1. Latein hat synthetische Morphologie (B1), während das hier zum Vergleich herangezogene Italienisch analytische Morphologie (B2) hat.

B1.a.Petr-i
  Peter(M)-GEN.SG
 “Peters”
 b.canta-u-i
  sing-PERF-1.SG
 “ich habe gesungen”
B2.a.diPietro
  vonPeter
 “Peters”
 a.hocanta-to
  hab.1.SGsing-PART.PASS:M.SG
 “ich habe gesungen”

2. Latein hat flektierende (oder fusionierende) Morphologie (B3; vgl. auch obiges Deklinationsparadigma von mensa), während das hier zum Vergleich herangezogene Türkisch agglutinative Morphologie hat.

B3.a.ann-i
  Jahr(M)-GEN.SG
 “des Jahres”
 b.ann-orum
  Jahr(M)-GEN.PL
 “der Jahre”
 c.ann-us
  Jahr(M)-NOM.SG
 “(das) Jahr”
B4.a.yıl-ın
  Jahr-GEN
 “des Jahres”
 b.yıl-lar-ın
  Jahr-PL-GEN
 “der Jahre”
 c.yıl
  Jahr
 “(das) Jahr”

In einer flektierenden Sprache ist der Ausdruck einer morphologischen Kategorie am Wort obligatorisch (B3.c, B5), in einer agglutinativen ist er es nicht; sie braucht nur einmal pro Syntagma ausgedrückt zu werden (B6).

B5.animaetcorde
 Seele(F):ABL.SGundHerz(N):ABL.SG
 “mit Herz und Seele”
B6.canugönül-den
 SeeleundHerz-ABL
 “mit Herz und Seele”

2.2.1.2. Syntax

Das finite Verb kongruiert in den Personalendungen mit dem Subjekt (B7); aber wenn keines ausgedrückt ist, fungieren sie pronominal und genügen also, das Subjekt zu bezeichnen (B8).

B7.a. Marcus ora-t “Marcus betet”
b.nos ora-mus “wir beten”
B8.a. ora-t “er/sie/es betet”
b.ora-mus “wir beten”

Wortstellung:

Wegen der Autonomie des Worts ist die Bildung syntaktischer Gruppen zwischen Wort- und Satzebene mangelhaft ausgebildet (vgl. B5). Vor allem gibt es kein ausgeprägtes NS. Im Zusammenhang damit gibt es auch keinen Artikel (wie im Russischen).

Da die Funktion eines Wortes im Satz durch seine Endung ausgedrückt wird, ist die Wortstellung frei. D.h. Stellung syntaktischer Einheiten bis hinab zum Syntagma und gelegentlich sogar innerhalb des Syntagmas ist nicht durch syntaktische Relationen, sondern durch funktionelle Satzperspektive, ästhetische Gesichtspunkte u.ä., also nicht durch Grammatik, sondern durch Semantik und Pragmatik, geregelt.

In der Dichtung wird dies in extremer Weise genutzt. Im folgenden Doppelvers muß man die Attribute überkreuz mit ihren Bezugswörtern verbinden:

Nebensätze sind - von ein paar Ausnahmen (s.u.) abgesehen - nicht wie NSen oder Adverbialien, sondern wie Sätze gebaut. Die Kasusrelation ist dann in der Konjunktion fusioniert: quod, cum, ut, qua sind ehemalige Kasusformen des Relativpronomens. Die Subordination wird z.T. durch den Modus ausgedrückt: ut mit Indikativ “wie”, mit Konjunktiv “daß, damit”; darüber hinaus kann die finale Beziehung auch ohne ut ausgedrückt werden.

Da Subordination/Einbettung/Nominalisierung auf einer relativ hohen syntaktischen Ebene stattfinden, sind komplexe Schachtelungen und kunstvolle “Perioden” (Sätze im Werte eines Absatzes) möglich.

Periodenbau
Postero die
quom per exploratores cognuisset,
quo in loco hostes,
qui Brundisio profecti erant,
castra posuissent,
flumen transgressus est,
ut hostes
extra moenia uagantes
et
nullis custodibus positis
incautos
ante solis occasum aggrederetur.
“Als er am folgenden Tage durch Kundschafter erfahren hatte, an welcher Stelle die Feinde, die von Brindisi aufgebrochen waren, ihr Lager aufgeschlagen hatten, überquerte er den Fluß, um die Feinde, die sich außerhalb ihrer Befestigung herumtrieben und, ohne Wachen aufgestellt zu haben, unvorsichtig waren, vor Sonnenuntergang anzugreifen.”

Daneben gibt es auch infinite abhängige Sätze, sogenannte Absolutkonstruktionen, insbesondere den ‘ablativus absolutus’. Die soeben zitierte Periode enthält einen in Z. 10, und B9 einen weiteren:

B9.sacrumauibusobseruatisinito
 Opfer(N):AKK.SGVogel(F):ABL.PLbeobacht:PART.PASS:ABL.PLbegeh:IMP.2.SG
“das Opfer sollst du nach Vogelschau begehen”

2.2.2. Lexikon

2.2.2.1. Herkunft des Bestandes

Der lateinische Wortschatz ist, da es während der Herausbildung der Sprache kein Superstrat gab, zum allergrößten Teil aus dem uritalischen und letztlich dem indogermanischen Wortschatz ererbt. Es gibt allerdings zu allen Zeiten seit dem 3. Jh.v.Ch. zahlreiche Lehnwörter aus dem Griechischen:

Aus dem Griechischen stammen außerdem Lehnübersetzungen:

Griechisch-lateinische Lehnübersetzungen
GriechischLateinBedeutung
poió-tēsquali-tasQualität
á-tom-onin-dividu-umUnteilbares
ptṓsiscasusFall

Daneben stehen Lehnwörter aus dem Etruskischen:

Die letzten drei werden von römischen Autoren als etruskische Lehnwörter bezeichnet.

Schließlich gibt es Lehnwörter aus anderen italischen Sprachen und dem Gallischen.


2.2.2.2. Wortbildung

Es gibt praktisch keine Komposition (anders als im Griechischen und Germanischen), außer durch Bildung von “Verba Composita” durch "Präfigierung" von Adverbien vor die Simplicia, wie in com-ponere ‘zusammen-setzen’.

Dagegen ist die Derivation sehr produktiv, besonders von Abstrakta. Daher gibt es bis heute zahlreiche Abstrakte auf -tiōn “-ung”, lat. classificatio “Klassifikation”.


III. Kommentare zur Sprachbeschreibung

1. Forschungsgeschichte

Die lateinische Sprache wird seit etwa 100 v.Ch. von einheimischen Philologen und Grammatikern beschrieben. Die Grammatik wird im 4. Jh. n.Ch. von Aelius Donatus kodifiziert. In der Neuzeit etablierte sich die Klassische Philologie als erste der modernen Philologien, mit einem bis heute erheblichen linguistischen Anteil. Bis zur Mitte des 20. Jh. war das Latein die linguistisch am besten beschriebene Sprache der Welt.


2. Ort dieser Darstellung

Ziel dieser Darstellung ist es, einen gerafften, aber umfassenden Überblick über die lateinische Sprache als ganze zu geben, mit Schwerpunkt auf dem klassischen Latein, in einem Umfang, der für eine Sitzung einer Lehrveranstaltung ausreicht, und in einem Allgemeinheitsgrad, der es gestattet, den Platz der lateinischen Sprache in der Welt einzuschätzen und sie mit anderen Sprachen zu vergleichen. Die Systematik folgt dem separat dargestellten Schema.

Die Grundlage des Vorangehenden sind teils eigene Forschungen, teils Werke der Sekundärliteratur wie insbesondere die in Abschnitt IV aufgeführten.


IV. Literaturhinweise

Marouzeau, Jules 1970, Das Latein. Gestalt und Geschichte einer Weltsprache. München: dtv (Wissenschaftliche Reihe, 4029).

Palmer, Leonard R. 1990, Die lateinische Sprache. Hamburg: H. Buske.

Pulgram, Ernst 1978, Italic, Latin, Italian. 600 B.C. to A.D. 1260. Texts and commentaries. Heidelberg: C. Winter (Indog. Bibl., 1. Reihe).

Stolz, Friedrich et al. 1966, Geschichte der lateinischen Sprache. Berlin: W. de Gruyter (Göschen 492/492a). 4., stark umgearb. Aufl. v. W.P. Schmid. [vergriffen]