Lauteinheiten

Sprachlaute sind:

Diphthonge (“Zwielaute”) sind Doppelvokale bzw. Kombinationen aus Vokal und Halbvokal, z.B. /oj/ wie in Häuser.

Eine Silbe ist der kleinste Teil einer Äußerung, der lautlich selbständig ist. Lautliche Selbständigkeit besagt, daß die Silbe - im Gegensatz zu kleineren Einheiten - separat ausgesprochen werden kann und daß sie somit die lautliche Seite eines Wortes abgeben kann. Z.B. besteht der Ausdruck Ladung aus den beiden Silben /la:/ und /duŋ/. (Jede dieser beiden Silben bildet auch die Ausdrucksseite eines deutschen Wortes. Das ist jedoch Zufall und hat mit der Bedeutung des Ausdrucks Ladung offensichtlich nichts zu tun.)

Eine Silbe, die auf einen Vokal endet (wie die Silben von /je:na/), ist offen; eine Silbe, die auf einen Konsonanten endet (wie die Silben von /e:rfurt/), ist geschlossen.

In einem Satz kommt es dem Sprecher auf bestimmte Wörter besonders an. Er spricht sie mit höherem Nachdruck. Diese Wörter tragen einen Akzent, und zwar den Satzakzent. Die Sätze in B1 sind homograph, unterscheiden sich aber im Satzakzent, der hier durch Unterstreichung der akzentuierten Silbe bezeichnet ist, und folglich auch in der Bedeutung.

B1.a.Heute so und morgen so.
b.Heute so und morgen so.

In B1.a liegt der Nachdruck auf den Wörtern heute und morgen. Da beide Silben dieser Wörter zur Wortbedeutung gleich viel oder wenig beitragen, ist es für die Bedeutung gleichgültig, ob der Akzent auf der ersten oder der zweiten Silbe liegt. Daß er tatsächlich auf der ersten Silbe liegt, gehört zu den lexikalisch festgelegten Eigenschaften dieser Wörter (fotogen z.B. endet so wie morgen, hat aber den Akzent auf der letzten Silbe). Die Eigenschaft besagt: wenn der Satzakzent auf das Wort morgen fällt, so wird seine erste Silbe betont. Diese Eigenschaft des Wortes ist sein Wortakzent. Fazit: der Satzakzent fällt auf ein bestimmtes Wort eines bestimmten Satzes; der Wortakzent fällt auf eine bestimmte Silbe eines Wortes.

Die beiden Sätze in B2 unterscheiden sich ebenfalls in der Aussprache.

B2.a.Du hast den Wagen gewaschen.
b.Du hast den Wagen gewaschen?

Sie unterscheiden sich jedoch nicht durch den Nachdruck und folglich den Satzakzent; der liegt vermutlich in beiden Fällen auf Wagen. Der Unterschied besteht vielmehr darin, daß die Stimme am Ende von B2.a sinkt, während sie von der vorletzten zur letzten Silbe von B2.b steigt. Diesen Verlauf der Stimmhöhe über einen Satz nennt man seine Intonation (“Satzmelodie”). (Der deutsche Ausdruck Betonung wird in allen möglichen Bedeutungen verwendet und ist zu meiden.)

Laut und Schrift

Buchstaben sind alphabetische Schriftzeichen, welche für Sprachlaute stehen. Die Zuordnung zwischen den beiden Entitäten ist multipel:

Laut und Buchstabe
VerhältnisLautBuchstabeBeispiel
Heterographieɛähätte
eWette
HomographiefvVater
vVatikan
Haplographietszzu
Digraphieçchmich
TrigraphieʃschSchuh

Manchmal wird ein Laut auch durch nichts wiedergegeben, wie z.B. der Glottalverschluß [ʔ] am Anfang von deutschen Wörtern wie alle. Und andererseits steht mancher Buchstabe für keinen Laut, wie das <t> in Bonmot.

Da eine alphabetische Schrift die Lautform voraussetzt, ist sie in der Sprachwissenschaft von nachrangigem Interesse. Wie die gerade angeführten Beispiele zeigen, führt sie auch oft über die Lautform irre. Methodisch ist es wichtig, sich von der schriftlichen Repräsentation zu lösen, wenn man über den Laut spricht.


1 Sprachlaute werden im Internationalen Phonetischen Alphabet notiert.