Phatische Kommunikation ist die Übermittlung von Zeichen, um die Nutzung des Kommunikationskanals zu sicherzustellen. Sie tritt in Varianten wie den folgenden auf:

  1. Anruf des Kommunikationspartners: Der Sprecher (Sender) macht einen anderen darauf aufmerksam, dass er mit ihm kommunizieren will, dass dieser also der (intendierte) Kommunikationspartner ist. Dazu gibt es bestimmte Interjektionen (Klesiphone) wie hallo.
  2. Testen des Kommunikationskanals: Der Sprecher vergewissert sich, dass der Kommunikationskanal funktioniert. Z.B. kann man die Audioanlage testen durch Zählen oder lediglich durch eins - eins ....
  3. Regulierung des Kommunikationskanals: Der Sprecher gibt dem Kommunikationspartner zu verstehen, wie der Kanal benutzt werden sollte. Auch hierzu dienen Klesiphone wie psst.
  4. Belegung des Kommunikationskanals: Der Sprecher übermittelt dem Kommunikationspartner Zeichen oder mindestens Wahrnehmbares, um ihm zu verstehen zu geben, dass er weiter kommuniziert bzw. den Kanal weiter belegen möchte, also den ‘turn’ nicht abgibt. Dazu dienen Hesitative wie ähm und diverse Zeichen, die keine Bedeutung übermitteln, wie jaja, genau zur Validierung der eigenen Äußerung u.v.a.m.

Der Begriff der phatischen Kommunikation wurde in diesem Sinne in Jakobson 1960 geprägt. Der Terminus phatisch (griech. phatós “gesprochen”) bezieht sich hier auf das Reden, ohne etwas zu sagen. Phatische Kommunikation wird unterschieden von Kommunikation, die andere Funktionen erfüllt, u.a. Übermittlung von Information oder Engagement der Kommunikationspartner.

Dieser Begriff ist enger als der Begriff der ‘phatic communion’ [nicht communication!] “Gemeinschaft durch Sprechen” aus Malinowski 1923: 315: „a type of speech in which ties of union are created by a mere exchange of words“. Durch die ‘phatic communion’ wird nicht nur der Kommunikationskanal, sondern auch der soziale Zusammenhalt gesichert. Darunter fallen z.B. Begrüßungsformeln, aber auch das Erzählen eines traditionellen Mythos. Möglicherweise ist dieser Begriff koextensiv mit der sozialen Funktion der Sprache.

Literatur

Jakobson, Roman 1960, „Closing statement: Linguistics and poetics.“ Sebeok, Thomas A. (ed.), Style in language. Cambridge, MA: MIT Press; New York & London : J. Wiley & Sons; 350-377.

Malinowski, Bronisław 1923, „The problem of meaning in primitive languages“. Ogden, C. K. & Richards, I. A., The Meaning of meaning. A study of the influence of language upon thought and of the science of symbolism. Supplementary Essays by B. Malinowski and F. G. Crookshank. New York: Harcourt; 296-336.