Ein Interfix ist ein Suffix I, welches an eine Basis B antritt, um diese mit einem weiteren Morphem oder Stamm W kombinieren zu können. Es entsteht folglich die Konfiguration B-I-W, wie in den folgenden Beispielen:

BIW
1reiß-er-isch
2rein-ig-en
3Wohnung-s+not

Das Interfix trägt selbst nichts zur Bedeutung des Produktes bei. Es wird eingesetzt, weil auf der Basis von B ein Wort der durch W bestimmten Kategorie gebildet werden soll, W jedoch nicht unmittelbar an B antreten kann. W erwartet als Basis Stämme einer bestimmten Kategorie; I überführt B – evtl. nur oberflächlich – in diese Kategorie. Zwei Varianten dieses Prozesses sind bekannt:

Das Kompositionsfugenelement -s, wie in Beispiel Nr. 3, ist ebenfalls analogisch-phonologisch motiviert. Denn in vielen Komposita wie Volkskunde wird das Determinans mit dem -s in eine Form gesetzt, die sein Genitiv ist oder jedenfalls in dieser Kombination die entsprechende Funktion erfüllt. Diese sind das Vorbild für Komposita wie Wohnungsnot, wo das -s jedenfalls nicht den Genitiv des Determinans bildet.

Auch bei der kategorial-morphologischen Motivation spielt Analogie eine Rolle. Es gibt viele Ableitungen auf -isch so wie heuchlerisch, deren Basis ein auf -er abgeleitetes Substantiv ist und denen Bildungen wie reißerisch nachempfunden sind.

Gängige Interfixe sind Derivationssuffixe. Es gibt daher neben den Interfixbildungen andere Formen der Struktur B-I, die freie Wortstämme sind. So gibt es neben dem Interfix -er in Nr. 1 das Nomen-Agentis-Suffix -er wie in Heuchler; neben Nr. 2 gibt es Adjektive wie mäßig; neben Nr. 3 gibt es Genitive wie Volks. Die gleichen Elemente in Nr. 1 – 3 sind Interfixe, eben weil die Formen B-I der obigen Liste nicht frei vorkommen.

Das Interfix wird manchmal auch katalytisches Suffix genannt. Dieser Terminus ist präziser, denn er trifft die Funktion des Elements ganz gut, während ‘Interfix’ dem Mißverständnis Vorschub leistet, dass es sich um einen Stellungstyp des Affixes neben Präfix, Suffix usw. handelte.