Eine Operation ist eine elementare Handlung. Ihre Komponenten sind ein Operand (ein Werkstück), ein Operator (Werkzeug) und ein Resultat (Erzeugnis). Die Operation wendet den Operator auf den Operanden an und erzeugt eine veränderte Fassung des Operanden, das Resultat.
- Operator gibt es immer nur einen pro Operation; er kann allenfalls im Ausdruck diskontinuierlich (z.B. ein Zirkumfix) sein.
- Im einfachsten Falle gibt es auch genau einen Operanden; Operationen mit mehr als einem Operanden sind möglich.
Folgende Tabelle bietet ein paar Beispiele:
Beispiel Komponente ╲ |
manuelle Handlung | Mathematik | Linguistik |
Operation | Bleistiftspitzen | Wurzelziehen | Determination |
---|---|---|---|
Operand | Bleistift | Zahl x | Nominal |
Operator | Spitzer | Wurzelsymbol | Artikel |
Resultat | spitzer Bleistift | Wurzel aus x | Nominalsyntagma |
Wir haben uns hier nur mit sprachlichen Operationen zu befassen. Eine sprachliche Operation ist eine elementare Sprachhandlung. Ein Operator ist ein Sprachzeichen, das mit einem Ausdruck A
(seinem Operanden) syntagmatisch kombiniert wird als Symbol dafür, daß auf A
eine sprachliche Operation angewendet wurde. Dadurch wird A
in einen Ausdruck A'
(das Resultat) überführt, dessen Bedeutung sich systematisch von der von A
unterscheidet.
. | a. | Erna |
b. | Ernas Tasche |
In .a liegt ein Substantiv vor. Dieses soll als Modifikator zur näheren Charakterisierung des Substantivs Tasche in .b dienen. Ohne weiteres geht das nicht (*Erna Tasche). Allgemein gesprochen: Substantive sind nicht ohne weiteres als Modifikatoren verwendbar. Es wird folglich eine Operation auf das Substantiv in .a angewandt, welche es in einen Modifikator überführt. Das Substantiv ist der Operand; der Operator ist der Genitiv, welcher mit dem Operanden kombiniert wird (in .b unterstrichen). Das Resultat der Operation ist ein Substantiv im Genitiv (Ernas). Das Resultat kann nunmehr als Modifikator konstruiert werden, wie in .b. (Die Modifikation des Operanden Tasche mit dem Modifikator Ernas als Operator ist eine weitere Operation, welche die soeben vorgenommene Zurüstung von Erna voraussetzt.)
Der Operator hat zum Operanden eine syntagmatische Beziehung. Der Operand hat zum Resultat eine - in zahlreichen Fällen undefinierte - paradigmatische Beziehung.
Der Operand kann bereits das Resultat einer Operation sein (so wie eben Ernas in .b). So können verschiedene Operationen nacheinander auf denselben bzw. durch Voroperationen veränderten Operanden wirken. Manche Operationen können wiederholt angewandt werden (→ Rekursion). Es kann auch eine Operation eine andere rückgängig machen oder jedenfalls ein Resultat derselben Kategorie herstellen, die der Voroperation zugrunde lag (z.B. konzipieren → Konzeption → konzeptionieren → Konzeptionierung).1
1 Auch was unter dem Gesichtspunkt des guten Geschmacks schlecher Stil ist, kann im Prinzip strukturell analysiert werden.