Grammatische Kategorien werden, wie alles Zeichenhafte, sowohl semantisch als auch strukturell konzipiert.

Zum Schluß stellt man in jedem Falle fest, daß einerseits nicht alle Wörter, die Eigenschaften bezeichnen, Adjektive sind (z.B. ist ‘ähneln’ eine [relationale] Eigenschaft, aber ähneln ist kein Adjektiv), und daß andererseits nicht alle Wörter, die in dieselbe Distributionsklasse fallen, Eigenschaften bezeichnen (z.B. hat trocken die gleiche Distribution wie schön, bezeichnet aber einen Zustand). Wenn man mit diesem Ergebnis unzufrieden ist, kann man Kompromisse schließen, also z.B. die Kriterien einer Distributionsklasse anpassen. Man kann sich aber auch damit abfinden, daß es in menschlichen Sprachen keine biunikale Entsprechung zwischen Ausdruck und Inhalt gibt.

Bevor der Begriff der grammatischen Kategorie geklärt wird, ist eine Unterscheidung zwischen zwei Arten von Zeichen nach ihrer Funktion zu machen:

Der Terminus ‘grammatische Kategorie’ ist systematisch zweideutig; es kann eines der folgenden beiden Dinge damit gemeint sein.

  1. Eine primäre grammatische Kategorie ist eine Kategorie von lexikalischen Zeichen, also Wörtern oder komplexeren Zeichen.
    • Kategorien von Wörtern – genauer: Lexemen – heißen Wortarten (gelegentlich auch Lexemklassen oder Wortklassen). Beispiel: Verb.
    • Kategorien komplexer Zeichen sind jedenfalls syntaktische Kategorien. Beispiel: Verbalsyntagma.1
  2. Eine sekundäre grammatische Kategorie ist eine Kategorie von grammatischen Formativen. Beispiel: Artikel.
    • Soweit diese unselbständig sind, treten sie an Mitgliedern primärer grammatischer Kategorien auf; in dem Falle ist die sekundäre grammatische Kategorie eine morphologische Kategorie, und zwar normalerweise eine Flexionskategorie (da Derivationskategorien ebensosehr lexikalisch wie grammatisch sind). Beispiel: Tempus.
    • Die einzelnen Ausprägungen einer sekundären grammatischen Kategorie heißen ihre Werte. Z.B. hat die Kategorie Modus die Werte Indikativ und Konjunktiv, die Kategorie Numerus die Werte Singular und Plural.

Insoweit primäre grammatische Kategorien als syntaktische Kategorien konzipiert werden können, gibt es eine Entsprechung zwischen bestimmten Wortarten und bestimmten Kategorien von Syntagmen. Dieses so konzipierte Wortartsystem wird in folgender Tabelle dargestellt:

Wortarten als syntaktische Kategorien
SuperwortartWortart syntaktische Kategorie
NomenSubstantiv
Appellativum
Proprium
Nominal
Nominalsyntagma
AdjektivAdjektival
Numerale
Pronomen(diverse nominale Kategorien)
subst. PronomenNominalsyntagma
VerbVerbVerbal
intr. VerbVerbalsyntagma
Partikel i.w.S.AdverbAdverbial (inkl. Präpositionalsyntagma)
Präpositionaladverb
Präposition
Konjunktion
Partikel i.e.S.
InterjektionSatz

Die sekundären grammatischen Kategorien sind in erster Linie semantisch begründet, also z.B. Tempus als die grammatische Kategorie, welche zeitliche Bezüge zwischen Situationen ausdrückt. Insoweit ist eine bestimmte sekundäre grammatische Kategorie nicht bereits dem Begriffe nach an eine bestimmte primäre grammatische Kategorie gebunden; also z.B. kann es Tempus nicht nur am Verb, sondern auch am Auxiliar und sogar am Substantiv geben. Aber in der Realität jeder einzelnen Sprache tritt eine gegebene Flexionskategorie immer als morphologische Abwandlung von bestimmten Wortarten auf. Die für das Deutsche und umliegende Sprachen geläufigen Zuordnungen von morphologischen Kategorien zu Wortarten zeigt folgende Tabelle:

Wortarten und ihre Flexion
WortartFlexionFlexionskategorien
NomenDeklinationGenus, Numerus, Kasus (Komparation)
VerbKonjugation Person, Numerus, Tempus, Aspekt, Modus, Genus verbi (verbalnominale Kategorien)
Partikel i.w.S.keine

Hieran ist allenfalls strittig, ob die verbalnominalen Kategorien (s. Metapädeutikum) zur Konjugation rechnen. Nach gewissen Kritieren sind es eher Derivations- als Flexionskategorien.


1 Ein Überblick über die syntaktischen Kategorien befindet sich auf einer eigenen Seite.