Variation – Variante – Invariante

Grundbegriffe

Variation liegt im Wesen des Gegenstandes der Linguistik. Dieser liegt ja primär nur in Form von Akten sprachlicher Kommunikation (‘parole’) vor. Bereits auf dieser Ebene herrscht Variation. Nicht deswegen, weil die Sprecher trivialerweise gelegentlich etwas Verschiedenes sagen; dafür interessieren sich ja andere Disziplinen. Sondern deswegen, weil die Prinzipien, nach welchen sie sprechen, die Strukturen und Muster, in denen sie es tun, variieren. Dies gilt bereits für die Äußerungen eines einzelnen Sprechers, der in ein und demselben Satz zwischen Synynomen oder phonetischen Realisierungen variieren kann. Bereits der Idiolekt, die “Sprache” eines einzelnen Menschen, ist eine Abstraktion über der sich in seinen Äußerungen manifestierenden Variation.

Das theoretische Problem besteht in folgendem: Der Gegenstandsbereich einer Wissenschaft präsentiert sich nicht in systematischer Form. Die Aufgabe der Wissenschaft ist es gerade, die Fülle der Phänomene für den Menschen theoretisch verständlich und praktisch bewältigbar zu machen (vgl. das Kapitel über theoretische Modelle). Um diesem Anspruch gerecht zu werden, kann die Wissenschaft nicht auf der Stufe stehenbleiben, auf der sich die Fülle der Erscheinungen präsentiert, und diese gleichsam nur wiedergeben.1 Wie also kann man die Information ohne Informationsverlust verdichten? Der Lösungsansatz besteht darin, zu prüfen, ob die scheinbare Buntheit nicht aus Prinzipien ableitbar ist. In dem Maße, in dem das der Fall ist, läßt sich die Fülle der Phänomene ersetzen durch ein Prinzip, nach welchem sie geschaffen werden können. Man sucht also in der Variation die Invariante. Die Invariante ist nicht eine von den Varianten, sondern steht auf einer höheren Abstraktionsstufe. Sie umfaßt ein Prinzip, das über der Variation herrscht.

Als Beispiel auf relativ harmloser Abstraktionsstufe sehe man die Verteilung der spanischen Nasalkonsonanten der verschiedenen Artikulationsstellen in präkonsonantaler Stellung.

Homorganischer Nasal im Spanischen
BeispielNasal
combinar[m]
confuso[ɱ]
concierto[n̟ ̟]
continuo[n̟]
concha[ɲ]
concavo[ŋ]

Die Nasale der verschiedenen Artikulationsstellen, also [m ~ ɱ] usw., sind die beobachteten Varianten. Sie erschöpfend aufzunehmen und zusammenzustellen ist bereits wissenschaftliche Arbeit, aber sicher nicht ihr endgültiges Resultat. Vielmehr hat man zu erkennen, daß die Verteilung der Varianten dem Prinzip der homorganischen Assimilation folgt. Dann kann man die Variation wie folgt theoretisch reduzieren: Man setzt auf einer abstrakteren Ebene einen nach Artikulationsstelle nicht spezifizierten Nasal an und koppelt diesen mit einer Regel der Art: ‘ein Nasal vor einem Konsonanten hat dessen Artikulationsstelle’. Der unterspezifizierte Nasal ist ein Konstrukt (ein Morphophonem), welches abstrakter als jede der Varianten ist, da er selbst nicht unmittelbar realisierbar ist. Das Variationsprinzip jedoch erlaubt es, die Bandbreite der Variation aus dem Konstrukt zu erzeugen. Die Dyade aus dem Konstrukt und dem Variationsprinzip ist die Invariante. Zusammengefaßt:

Variation im spanischen Morphophonem {n}
Invariante{n}
VariationsprinzipEin Nasal vor einem Konsonanten hat dessen Artikulationsstelle.
Varianten[m][ɱ][n̟ ̟] [n̟][ɲ][ŋ]

Zwei Phänomene gelten als Varianten voneinander in einer bestimmten Hinsicht oder für einen bestimmten Zweck. In einem teleonomischen System wie der Sprache ist dies allemal ihre Funktion. X und y sind also Varianten voneinander, insoweit sie dieselbe Funktion erfüllen. X und y heißen dann isofunktional oder funktionell äquivalent. Gelegentlich sind zwei Dinge vollständig isofunktional. Im Hinblick auf die Fortbewegung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind z.B. Bus und Straßenbahn grundsätzlich funktionell äquivalent. Die Wahl wird im Einzelfall bestimmt sein durch Erwägungen wie die, welches von beiden auf einer bestimmten Strecke überhaupt angeboten wird, und falls beide zur Verfügung stehen, welches bälder am Ziel ist. Vollständige funktionelle Äquivalenz ist allerdings nicht häufig. Für den Zweck des Bildaufhängens können Nagel und Schraube funktionell äquivalent sein, aber für den Zweck des Fixierens eines Kabels in einer Lüsterklemme sind sie es nicht. Die Eignung eines Dings für einen Zweck hängt fast immer von Kontextbedingungen ab. Isofunktionelle Mittel stehen daher teilweise in freier Variation, teilweise in komplementärer Verteilung. Teilweise sind sie nicht einmal isofunktionell, sondern bloß funktionell ähnlich; und funktionell ähnliche Mittel können gelegentlich auch in Opposition stehen. Für den Zweck der Fahrt zum Zahnarzt können z.B. Auto und Fahrrad in freier Variation stehen. Aber den Zweck der Körperertüchtigung erfüllt nur das Fahrrad; da stehen sie also in Opposition. Funktionelle Ähnlichkeit ist natürlich ein dehnbarer Begriff.

Dies alles trifft auf sprachliche Mittel ebenso zu. Im Deutschen gibt es mehrere Mittel zum Zwecke der Nominalisierung eines verbalen Ausdrucks. Zwei davon sind die Ableitung des Verbs auf -ung nebst der Anpassung der Valenz, wie in .a, und die Subordination des verbalen Satzes mit der Konjunktion daß, wie in #b.

.a.Erna ist für die Wiedereinführung der Todesstrafe.
b.Erna ist dafür, daß die Todesstrafe wieder eingeführt wird.

Im gegebenen Kontext sind die beiden Verfahren synonym bzw., wie es oben heißt, isofunktionell. Das gilt aber nicht in allen Kontexten. Setzt man dieselben Nominalisierungen, die in auftreten, in den in angegebenen Kontext ein, sind die Sätze nicht synonym.

.a.Wir diskutierten über die Wiedereinführung der Todesstrafe.
b.Wir diskutierten darüber, daß die Todesstrafe wieder eingeführt wird.

Hier macht sich offensichtlich der unterschiedliche Nominalisierungsgrad der beiden Strategien i.S.v. Kap. 7.7.3 bemerkbar: Der niedrige Grad an Nominalisierung, der in #b vorliegt, ist mit einer faktiven Präsupposition vereinbar, während der in #a vorliegende höhere Nominalisierungsgrad eine solche nicht auslöst. Ein weiteres Beispiel wird unten analysiert.

Zur Rolle der Variation in der Sprachwissenschaft

Die theoretische Bewältigung der Variation ist eines der methodologischen Hauptprobleme der Linguistik. In jahrtausendealter normativer Tradition hatte man sich vor dem Problem gedrückt, indem man nach subjektiven Gesichtspunkten wie Standesdünkel, Nationalismus, Eurozentrismus usw. von den vorfindlichen Varietäten eine auswählte und zur Norm erklärte. Nur diese war Gegenstand der Linguistik; die anderen Varietäten waren Abweichungen davon, die eigentlich keine Existenzberechtigung hatten und daher auch kein würdiger Gegenstand der Wissenschaft waren. Dem Problem, die Variation wissenschaftlich zu bewältigen, konnte man jedoch nicht mehr ausweichen, als man sich die Aufgabe stellte, unbekannte Sprachen so zu beschreiben, daß die Beschreibung ihrem je eigenen Wesen entsprach. Dazu war es nötig, empirisch vorzugehen, also (in Feldforschung) Daten zu sammeln und zu analysieren. In einer solchen Situation kann man nicht nur nichts mit vorgefaßten Normen und Beschreibungsbegriffen anfangen; nicht selten läßt sich auch keine Norm empirisch feststellen, weil es keine gibt.

Das Entsprechende gilt auf den höheren linguistischen Abstraktionsebenen. Z.B. war auch die Sprachtypologie bis zum Beginn des 20. Jh. normativ-eurozentrisch. Wirklich unvoreingenommene Versuche, die herrschende interlinguale Variation objektiv aufzunehmen und theoretisch zu bewältigen, scheinen gelegentlich geistesblitzartig bei W. v. Humboldt auf, finden sich aber als wissenschaftliches Paradigma erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh.

Grammatik (als Disziplin) ist von alters her normativ, ignoriert also die herrschende Variation. Das ist auch noch so, wenn Linguisten durch die “Methode” der Introspektion Sprachbeispiele für ihre grammatische Argumentation ersinnen, anstatt Daten aus Corpora zu gewinnen. Die Beschreibung einer Sprache ist einfacher, wenn sie die Variation ausblendet. Dies kann man an einem trivialen Beispiel zeigen: Eine deutsche Grammatik, die die Regel enthält

Im Nebensatz steht das finite Verb am Ende.

ist ceteris paribus einfacher als eine Grammatik mit den Regeln

In der Schriftsprache steht im Nebensatz das finite Verb am Ende.
In der gesprochenen Sprache steht es in mit weil und obwohl eingeleiteten Sätzen an zweiter Stelle, wenn diese assertiert werden; andernfalls steht es auch dort am Ende.

Die Variation in Betracht zu ziehen kompliziert also die Grammatikographie. Die Einfachheit und Eleganz, die man manchen formalen Grammatikmodellen nachrühmt, ist immer um den Preis erkauft, daß die tatsächlich herrschende Variation vernachlässigt wird; davon gibt es keine Ausnahme.

Der Grundsatz der Einfachheit wurde in der generativen Grammatik vielleicht klarer als in anderen Modellen der Sprachbeschreibung formuliert. In der Konzeption von Chomsky 1965:13 beschreibt eine generative Grammatik die Kompetenz eines idealen Sprecher-Hörers in einer homogenen Sprachgemeinschaft. Da es solche Dinge nicht gibt, ist das Vorgehen insoweit nicht empirisch. Eine der ersten Gegenbewegungen gegen die generative Grammatik war Anfang der siebziger Jahre des 20. Jh. der Variationismus. Er stellte Fakten wie das soeben genannte über die Verbstellung in deutschen Nebensätzen fest und forderte, daß eine Sprachbeschreibung die tatsächlich herrschende Variation wiedergebe. Solange die Bedingungen für die Variation nicht bekannt sind, diese also nicht in Regeln gefaßt werden kann, ist es freie Variation. Für Phänomene, die in freier Variation stehen, kann man aber jedenfalls feststellen, wie sie quantitativ verteilt sind. Angenommen z.B., es gibt keine Bedingung für die Verteilung der Allophone [ʀ] und [ʁ] im Deutschen. Dann kann man wenigstens feststellen, daß das erste Allophon in 10%, das zweite in 90% der Fälle auftritt [fiktive Zahlen]. Da Deutsch anders klingen würde, wenn die Proportionen andersherum verteilt wären, ist das ein in die Beschreibung aufzunehmendes Faktum. Die Regel der Allophonie des Phonems

/r/ → [ʀ] ~ [ʁ]
ist also zu ersetzen durch
/r/ → (10% [ʀ]) + (90% [ʁ]).

Solche Sprachbeschreibungen sind aber in Wahrheit nie gemacht worden; dies scheint kein erkenntnisträchtiger Weg, der sprachlichen Variation theoretisch Herr zu werden. Gleich ob man die quantitative Verteilung der Varianten untersucht oder nicht; immer interessiert man sich für die Bedingungen, unter denen sie auftreten.

Bedingungen sprachlicher Variation

Die Faktoren, die sprachliche Variation bedingen, sind vielfältig:

  1. Das Auftreten der /r/-Allophone [ʁ] und [ʁ̨] im Deutschen ist durch den phonologischen Kontext bedingt (Näheres anderswo).
  2. Die Wahl zwischen den substantivischen Pluralendungen -en und -er ist morphologisch konditioniert.
  3. Ob ein mit que eingeleiteter Nebensatz des Französischen, Spanischen oder Portugiesischen im Indikativ oder Konjunktiv steht, hängt i.w. von der Natur des Matrixprädikats ab.
  4. Ob man sagt, daß x ihr Kind stillt oder säugt, hängt davon ab, ob x ein Mensch ist.
  5. Ob man eine Aufforderung mit dem Wort bitte begleitet oder nicht, hängt davon ab, ob man höflich sein will.
  6. Meine Wahl zwischen den Synonymen bekommen und kriegen bestimmt sich danach, ob ich schreibe oder spreche.
  7. Ob jemand Senf oder Mostrich sagt, hängt davon ab, welchen Dialekt er spricht.
  8. Ob mein Prädikat positiver Evaluation cool oder klasse ist, hängt davon ab, zu welcher Altersgruppe ich gehöre.

Die Liste ließe sich ins Endlose verlängern. Für die Linguistik zerfällt sie in zwei Gruppen:

Die Grenze zwischen den beiden Gruppen ist nicht scharf, weil durchaus etwas zum Teil durch das Sprachsystem geregelt, zum Teil aber auch durch andere Faktoren bedingt sein kann. Z.B. kann man die Wahl zwischen zwei annähernd komplementär verteilten Synonymen wie stillen und säugen (Variation #5) systemlinguistisch als Selektionsrestriktion beschreiben, die auf das Merkmal [menschlich] des Subjekts Rücksicht nimmt. Da aber ein Satz wie Erna säugt Klein-Erwin nicht ungrammatisch (also außerhalb des Systems), sondern vielleicht nur despektierlich ist, ist diese Konvention auch durch eine evaluative Kategorisierung des betreffenden Referenten und somit außersprachlich bestimmt. Vgl. das anderswo besprochene gleichartige Beispiel ‘schwanger vs. trächtig’.

Daraus ergibt sich für den deskriptiven Linguisten folgende methodologische Situation: Er beginnt mit der Hypothese, daß A und B Varianten voneinander sind. (Wie er zu dieser Hypothese kommt, ist eine Frage der Heuristik, die hier nicht von Belang ist.) Wenn sich bei näherer Betrachtung erweist, daß A und B verschiedene Funktionen erfüllen (daß sie sich z.B. durch feine Bedeutungsnuancen unterscheiden, die er bisher nicht bemerkt hat), ist die Hypothese falsifiziert. Solange sie nicht falsifiziert ist, sucht der Linguist nach Faktoren, die die Variation konditionieren. Ein für Nicht-Linguisten (und schlechte Linguisten) typischer Fehler ist es, hier nun sogleich auf eine relativ hohe sprachliche Ebene oder sogar in außersystemische Sphären zu springen und die Bedingungen zunächst dort zu vermuten. Ein einschlägiges Beispiel ist ausführlich anderswo besprochen. Ein ähnliches Beispiel bietet das Stehen vs. Fehlen der Dativendung -e in Wörtern wie dem Tisch(-e), wo die Auskunft “das -e ist dichterisch (oder veraltet)” methodisch unbedarft wäre. Methodisch korrekt ist es, zunächst zu erproben, ob eine Bedingung innerhalb des sprachlichen (Sub-)Systems für die Variation verantwortlich ist. Dabei arbeitet man die sprachlichen Ebenen von unten nach oben ab. D.h. man testet zuerst auf phonologische Konditionierung. Schlägt das fehl, hofft man auf morphologische Konditionierung. Läßt sich auch das nicht bestätigen, untersucht man, ob die Bedingung in der syntaktischen Konstruktion liegt. Findet man dort nichts, vermutet man die relevanten Faktoren im semantischen Kontext. Erst wenn das alles mißlingt, untersucht man, ob die Motive der Wahl pragmatischer oder stilistischer Natur sind, ob die Varianten verschiedenen Dialekten oder Soziolekten angehören usw.

Im Falle des Dativ-e stellt sich übrigens heraus, daß die Bedingungen z.T. morphologischer Natur sind (z.B. *dem Wagene); z.T. ist das -e an Phraseologismen gebunden (wie in nach Hause), z.T. besteht freie Variation (wie in im Fall(e)); und nur für den verbleibenden Rest gilt, daß auf dem Tische in der Tat einer höheren Stilsphäre angehört als auf dem Tisch.

Es kann passieren, daß nachdem man alle Möglichkeiten erschöpft hat, die Variation fortbesteht, ohne daß die Bedingung dafür gefunden ist. Dann wird der Fall bis auf weiteres als freie Variation geführt. Es kann sein, daß das der Weisheit letzter Schluß ist, wie etwa im Fall der Vollsynonyme obgleich und obschon. Für den analytisch arbeitenden Linguisten ist es aber die ultima ratio. Er wird die Auskunft, die Wahl zwischen zwei Alternativen sei egal, immer mit Skepsis aufnehmen. Methodologisch betrachtet kann die Hypothese der freien Variation sowieso nicht bewiesen werden. Denn sie besagt, daß es keine Bedingung für die Variation gibt. Aussagen der Nicht-Existenz in einem infiniten Universum sind aber nicht beweisbar.

Variationsebenen in einem sprachlichen System

Type vs. token

Wenn zwischen A und B die Relation ‘ist ein’ besteht (A ε B), wird A unter B subsumiert. Das setzt voraus, daß A mit gleichartigen Entitäten A' ≠ A zusammengefaßt, daß also von seinen Eigenheiten abstrahiert wird. B ist folglich abstrakter als A. Die Operation läßt sich wiederholen: B ε C, usw. Auf diese Weise konstruiert man eine Taxonomie.

Was die ‘ist ein’-Relation für Individuen ist, ist die Hyponomie für Begriffe:

∀x (A(x) → B(x)) ↔ hyponym (A, B)
Alle Bestandteile einer Taxonomie sind also Begriffe. Die Taxonomie läßt sich beliebig weit spezifizieren dadurch, daß man für Entitäten der jeweils untersten Stufe immer weitere Unterscheidungsmerkmale einführt (z.B. Pferd – Stute – Schimmelstute – Araberschimmelstute – zweijährige Araberschimmelstute ...). Theoretisch kann man dies so weit treiben, bis man das Individuum spezifiziert hat. Tatsächlich ist bei A ε B auch der Fall möglich, daß A ein Individuum ist, das durch einen Eigennamen oder ein Demonstrativum wie ‘dieses’ bezeichnet wird (‘dies ε zweijährige Araberschimmelstute’). Dadurch wird die Taxonomie allerdings heterogen; sie ist jetzt nicht mehr fortführbar. Da Individuen keine Begriffe sind, fällt nichts unter sie; sie sind letzte Instanzen.

Daher scheidet man den Fall von ‘A ist ein B’, wo A ein Individuum ist, von den höherstufigen Abstraktionen ab. Man nennt A ein Vorkommen oder Exemplar, B einen Typ (engl. token – type) (Einführendes anderswo). Die Zuordnung eines Exemplars zu einem Typ kommt der Feststellung gleich, daß der Begriff dieses Typs auf das Exemplar zutrifft. Dies ist eine elementare, nicht hintergehbare Feststellung. Sie kann nichtsdestoweniger strittig sein. Es kann unklar sein, ob an einer bestimmten Stelle auf einem Tonband Kreis oder Greis gesagt worden ist, ob also das Geräusch an erster Position ein Token des Typs [k] oder ein Token des Typs [g] ist. Dies ist jedoch eine empirische Frage nach dem, was tatsächlich der Fall ist, keine Frage von Abstraktion. Die Zuordnung von Tokens zu Types wird daher in der Wissenschaft vorausgesetzt. Diese unterste Stufe von Variation wird folglich nicht behandelt.

Abstraktionsstufen

Sind die Dinge erst einmal auf den Begriff gebracht, so können sie in eine wissenschaftliche Theorie eingebaut werden. Hier gibt es nun explizite Kriterien für die Zuordnung von Varianten zu einer Invariante und folglich für die Strukturierung eines Sprachsystems in Form einer Taxonomie. Sie stammen aus der strukturalen Sprachwissenschaft, die deshalb auch – gelegentlich mit verächtlichem Beiklang – “taxonomischer Strukturalismus” genannt wurde. Es sind die bekannten Distributionseigenschaften sprachlicher Einheiten. Danach sind Phone, die in freier Variation oder komplementärer Verteilung stehen, Varianten einer Invariante, die Phonem heißt, und ebenso ist ein Phonem, das in einem Kontext als Neutralisationsprodukt für ein anderes Phonem auftritt, eine Variante eines (durch letzteres besser repräsentierten) Morphophonems. Ebenso sind Morphe, die in freier Variation oder komplementärer Verteilung stehen, Varianten einer Invariante, die Morphem heißt. Schematisch:

Invarianten in Phonologie und Morphologie
Phonologische EinheitenMorphologische Einheiten
Morphophonemi
PhonemiPhonemj Morphemi
 
PhoniPhonjPhonkPhonl MorphiMorphjMorphk

Ähnliche Kriterien lassen sich auch auf anderen sprachlichen Ebenen anwenden. Z.B. stehen Synonyme in freier Variation, können also als Varianten einer Invariante konzipiert werden. Dasselbe gilt für syntaktische Konstruktionen, die in freier Variation stehen, z.B. der mit wenn eingeleitete Konditionalsatz mit Verbendstellung gegenüber dem asyndetischen Konditionalsatz mit Verbanfangsstellung.

Auf höheren sprachlichen Ebenen ist allerdings, wie anderswo besprochen, die Distribution der Einheiten meist nicht so strikt geregelt wie auf der Ebene der Phone und der Morphe. Werfen wir einen kurzen Blick auf Aktiv und Passiv als Diathesen. Sie stehen in manchen Kontexten in freier Variation. Wo es z.B. oben hieß

Dann kann man die Variation wie folgt theoretisch reduzieren:
hätte es auch heißen können:
Dann kann die Variation wie folgt theoretisch reduziert werden:
In den meisten Kontexten allerdings stehen Aktiv und Passiv nicht in freier Variation. Der obige Ausdruck
ein Individuum ..., das durch einen Eigennamen oder ein Demonstrativum ... bezeichnet wird,
wäre in der aktivischen Fassung
ein Individuum, das ein Eigenname oder ein Demonstrativum bezeichnet
höchst merkwürdig. Und wo oben die Frage ist,
ob an einer bestimmten Stelle auf einem Tonband Kreis oder Greis gesagt worden ist,
ist eine aktivische Fassung ganz unmöglich, weil sie die Nennung eines Agens voraussetzt, der in dem Kontext aber nicht bekannt ist. Das letzte Beispiel weist darauf hin, daß Aktiv und Passiv nicht einfach funktionelle Varianten voneinander sind, sondern verschiedenen Zwecken dienen; das Passiv dient bekanntlich der Ausblendung des Agens.

Dasselbe gilt, um dieses Beispiel noch etwas weiter zu treiben, für andere Diathesen wie etwa das Passiv und das deagentivische Reflexiv. Wo es oben heißt:

läßt sich die Fülle der Phänomene ersetzen durch ein Prinzip,
konnte auch stehen
kann die Fülle der Phänomene ersetzt werden durch ein Prinzip.
Das zeigt, daß Passiv und deagentivisches Reflexiv partiell funktionell äquivalent sind. Aber wo es heißt
Der Gegenstandsbereich einer Wissenschaft präsentiert sich nicht in systematischer Form.
kann nicht stehen
Der Gegenstandsbereich einer Wissenschaft wird nicht in systematischer Form präsentiert.
Das liegt daran, daß zwar beide Diathesen erlauben, das Agens auszublenden, daß aber das Passiv die Existenz eines Agens impliziert.

Verfügt eine Sprache sowohl über ein Passiv als auch über eine deagentivische Diathese, so können sie teilweise in Opposition stehen, d.h. man kann verschiedenes damit ausdrücken. Wo freilich eine Sprache in diesem funktionalen Bereich nur eine Diathese hat, wie z.B. das Lateinische mit seinem Passiv, kann diese beide Funktionen abdecken. Vom Standpunkt des Lateinischen betrachtet, sind also das deutsche Passiv und deagentivische Reflexiv Varianten voneinander; vom innerdeutschen Standpunkt betrachtet sind sie es nur teilweise.

Das Fazit dieser Überlegungen ist das folgende: Konzeptuell ist die Beziehung von sprachlichen Varianten auf eine Invariante immer funktionell bestimmt. Die strukturale Sprachwissenschaft verlangt freilich objektiv überprüfbaren methodischen Nachweis für alle Generalisierungen, insbesondere auch solche, die sich auf Funktionen beziehen. Die genannten distributionellen Kriterien sind an klaren Fällen von isofunktioneller Variation gewonnen worden und erfüllen genau die methodische Funktion, den Variantenstatus zweier Einheiten zu objektivieren. Je höher man freilich die sprachlichen Ebenen hinaufsteigt, desto freier wird die Distribution von Einheiten, d.h. desto weniger ist sie vom Sprachsystem geregelt. Daher sind auf höheren Abstraktionsstufen und höheren Komplexitätsstufen die Kriterien weniger strikt. Dies ist in erster Linie ein methodisches Problem; der theoretische Status der betreffenden Einheiten als Varianten bleibt davon unberührt.

Sprachliche Systeme als Varianten

Überblick

Bisher war nur vom Status einzelner sprachlicher Einheiten die Rede. Die Konzeption von Variante und Invariante läßt sich aber auch auf höheren Komplexitätsebenen fruchtbar anwenden, freilich mit der soeben gemachten methodischen Einschränkung. Der systematische Aspekt am Sprechen von x ist ein sprachliches System; aber es herrscht Variation gemäß der Spezifizitätsstufe von x. X kann ein Individuum, eine Gruppe, eine Sprachgemeinschaft oder die Menschheit sein. Ich fasse zunächst die nach diesem Kriterium entstehende Variationshierarchie in einem Schaubild zusammen und komme im folgenden auf die Einzelheiten:

Variationsebenen sprachlicher Systeme
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Abstraktion
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Sprache (‘langage’)
Sprachtyp
Sprache (‘langue’)
sprachliche Varietät
Idiolekt
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Spezifikation
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Die fundamentale Variante eines sprachlichen Systems ist der Idiolekt, die “Sprache” des Einzelnen. Auch dies ist bereits eine Abstraktion (und auf keinen Fall zu verwechseln mit dem oben besprochenen Token im Verhältnis zum Type). Denn selbstverständlich wandelt sich ein Idiolekt von der Wiege bis zur Bahre, und zudem umfaßt er Varianten, die höheren Ebenen zugeordnet werden können, z.B. Wörter, die aus verschiedenen Dialekten stammen.

Architektur einer Sprache: Dimensionen der Variation
DimensionErläuterungBeispiele
diaphasischIn verschiedenen Kommunikationssituationen werden verschiedene Stilebenen oder Register verwendet.gesprochene vs. geschriebene Sprache, ‘foreigner talk’, vulgärer Stil
diastratischIn (nach Alter, Geschlecht, Beruf ...) verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen werden unterschiedliche Soziolekte verwendetJugendsprache, Jägersprache
diatopischAn verschiedenen Orten des Sprachgebiets werden unterschiedliche Dialekte gesprochenSächsisch, Cockney English
diachronischVarianten oder sogar historische Stadien folgen einander auf der Zeitachseausgestorbene, obsolete, altmodische, geläufige, modische Ausdrücke

Äußerungen verschiedener Mitglieder einer Sprachgemeinschaft weisen diatopische, diastratische und diaphasische Variation auf. Dies kann man beschreiben, indem man sie verschiedenen Varietäten, nämlich Dialekten, Soziolekten und Stilen bzw. Registern zuordnet. Diese befinden sich wiederum auf einer höheren Abstraktionsebene, denn es sind Konstrukte, die die Variation zwischen Idiolekten neutralisieren. Alle diese “Lekte” sind Varianten – genannt Varietäten – einer Sprache i.S.v. ‘langue’. Verschiedene Sprachen wiederum sind Varianten eines Sprachtyps. Dieser umfaßt ein Prinzip, nach welchem sich die interlinguale Variation ordnen läßt. Sie wird letztlich zusammengeführt auf der höchsten Abstraktionsebene, auf dem die Linguistik ihren Gegenstand konzipiert, nämlich der menschlichen Sprache i.S.v. ‘langage’.

In der Tabelle wird die diachrone Variation neben die diatopische, diastratische und diaphasische Variation gestellt. Sie steht aber nicht einfach als viertes Glied in dieser Reihe, denn die drei erstgenannten sind ja Arten synchroner Variation. Tatsächlich sind synchrone und diachrone Variation systematisch aufeinander bezogen; aber zu expositorischen Zwecken wird die letztere in einem eigenen Kapitel behandelt.

Innersprachliche Variation

Dialekte sind im Prinzip Varianten einer Sprache. “Im Prinzip” deshalb, weil dies in erster Linie konzeptuell gilt und nicht tatsächlich für alle empirisch vorfindlichen Dialekte im Verhältnis zu dem, was man die zugehörige Sprache nennt. Z.B. gibt es vom Altgriechischen zur Zeit bis etwa zur athenischen Demokratie solche Dialekte wie die in folgendem Diagramm dargestellten:

Altgriechische Dialekte
Dialekte des Altgriechischen

In diesem historischen Falle existiert Altgriechisch nur in Form all dieser Dialekte. M.a.W., es gibt nicht so etwas wie ein “Hoch-” oder “Standard-Altgriechisch”. Auf diesen Fall trifft die genannte Konzeption zu. Gleichzeitig ist deutlich, daß eine solche Sprache eine Abstraktion ist, und zwar noch in einem anderen Sinne als sowieso jegliche ‘langue’ eine Abstraktion aus all den Sprechakten ihrer Sprachgemeinschaft ist. Denn Altgriechisch manifestiert sich nicht selbst in Sprechakten, sondern nur in Form all jener Dialekte; und erst diese manifestieren sich in Form von Sprechakten. Für ein solches Sprachsystem wie das des Altgriechischen ist der Begriff ‘Diasystem’ geprägt worden (Weinreich 1954, Pulgram 1987). Ein Diasystem ist also ein sprachliches System einer höheren Abstraktionsebene, das nur in Form konkreterer sprachlicher Systeme existiert, die seine Varianten sind.

Für Sprachen wie Deutsch, Italienisch und Französisch gilt dagegen nicht ohne weiteres, daß sie Diasysteme von ihren Dialekten sind. Denn unter diesen Bezeichnungen versteht man normalerweise “Hochdeutsch”, “Standarditalienisch” und “Standardfranzösisch”. Dies sind aber jeweils Varianten der Sprache, die sich unmittelbar in Sprechakten manifestieren. Die deutschen Dialekte sind nicht Varianten des Hochdeutschen, und analog für Italienisch und Französisch. M.a.W., diese Standardsprachen haben denselben theoretischen Status wie die (anderen) Dialekte ihrer Sprachen. ‘Deutsch’ als Diasystem dagegen würde alle Dialekte einschließlich des Hochdeutschen einschließen.

Diese Konzeption einer Sprache als Invariante für die sprachlichen Systeme, in denen sie sich manifestiert, ist auch auf die anderen Varianten auf der vorletzten Stufe des obigen Diagramms der ‘Variationsebenen sprachlicher Systeme’ angewandt worden. In all diesen Fällen hat der Deskribent folgende Alternative:

Die Alternative ist in der Literatur ausgiebig diskutiert worden. Es ist nicht ganz klar, durch welche empirische Evidenz sie entschieden werden könnte. Denkbar wäre z.B., daß es psycholinguistische Evidenz aus der Mehrsprachigkeitsforschung dafür gibt, daß diglosse oder mehrsprachige Sprecher die Sprachsysteme, über die sie verfügen, in der einen oder anderen Form mental repräsentiert haben. Solange solche empirische Evidenz nicht vorliegt, bleibt es eine Frage auf der Ebene der Theorie der Sprachbeschreibung.

In einer Sprachgemeinschaft wie der deutschen werden sämtliche Dialekte durch die Standardsprache überlagert, und es gibt Interferenz und Entlehnung in beide Richtungen. Das Hochdeutsche beruht historisch ohnehin auf mehreren Dialekten und hat folglich Elemente von diesen aufgenommen. Es kann z.B. die Mittel zur Erfüllung einer gegebenen Funktion aus zwei verschiedenen Dialekten aufnehmen. Wenn diese wirklich übersetzungsäquivalent sind, dann sind sie innerhalb des Hochdeutschen funktionale Varianten. Ein Beispiel bieten die beiden Deminutivsuffixe -chen und -lein des Hochdeutschen. Ersteres entstammt norddeutschen Dialekten; es ist z.B. mit dem plattdeutschen -ke in Wörtern wie Steppke verwandt. Letzteres entstammt süddeutschen Dialekten; es ist z.B. mit dem schwäbischen -le wie in Ländle verwandt. Innerhalb des Hochdeutschen stehen die beiden Suffixe weitgehend in freier Variation, wie in Tischchen und Tischlein. In dieser Hinsicht wäre Hochdeutsch dann doch ein Diasystem über solchen aus Dialekten stammenden Varianten. Methodisch betrachtet ist dies ein Fall, wo man innerhalb des untersuchten sprachlichen Systems – eben des Hochdeutschen – schließlich nur freie Variation diagnostizieren kann, wo aber eine dialektale und diachrone Untersuchung wenigstens die Bedingungen von deren Zustandekommen aufzeigt.

Problematisch ist nach alledem auch wieder das Verhältnis des Idiolekts zu den Lekten höherer Stufe. Das obige Diagramm suggeriert nämlich, daß ein solcher Lekt (also z.B. ein Dialekt) im Verhältnis der Invarianten zu den Idiolekten seiner Sprecher als deren Varianten steht, also ein Abstraktionsprodukt aus diesen letzteren ist. Nun ist aber ein Idiolekt, wie gesehen, keineswegs homogen. Vielmehr beherrscht und verwendet ein normaler Sprecher verschiedene höherstufige Lekte (mindestens verschiedene Register, oft auch verschiedene Dialekte) seiner Sprache. Das heißt aber, daß bereits auf der Ebene des Idiolekts dieselbe Art von Variation herrscht, die gemäß dieser Interpretation des Modells erst auf der Ebene der ‘langue’ im Verhältnis zu den Lekten herrschen sollte. (Beispiele finden sich in der Diskussion von Synonymie.)

Um dieses theoretische Problem zu vermeiden, scheint es konsistenter, sprachliche Systeme als hermetisch-homogen zu konzipieren und anzunehmen, daß sich in der ‘parole’ mehrere solche Systeme in gemischter Form manifestieren. Diese Konzeption wird man auf jeden Fall zur Beschreibung des Idiolekts einen bilingualen Sprechers verwenden. Z.B. wird man den Idiolekt eines deutsch-griechischen Bilingualen nicht so beschreiben, daß er über ein deutsch-griechisches Diasystem verfügt, aus dem er bei Bedarf die passenden Varianten auswählt. Sondern man wird eine Beschreibung des deutschen Systems und eine Beschreibung des griechischen Systems voraussetzen und annehmen, daß sich in dem Idiolekt dieses Sprechers beide Systeme manifestieren. Dieses Verhältnis der verschiedenen ‘langues’ zum Idiolekt eines mehrsprachigen Sprechers läßt sich analog auf das Verhältnis verschiedener höherstufiger Lekte zum Idiolekt eines (einsprachigen, aber multilektalen) Sprechers übertragen. Konkret gesprochen, sind dann die Wissenschaftssprache der deutschen Linguisten und der Politjargon eines CDU-Mitglieds zwei solche homogene sprachliche Systeme, die sich zum Idiolekt eines politisch engagierten Linguisten kombinieren können. So betrachtet, verliert der Idiolekt freilich sowohl seinen theoretischen als auch seinen methodologischen Status als elementare Größe der lektalen Variation.

Zwischensprachliche Variation

Sprache und Sprachen

Menschliche Sprache (‘langage’) kommt als solche nicht vor; vorkommen tun nur Sprachen (‘langues’). Der Linguist, der sich für den ‘langage’ interessiert, hat daher keinen direkten empirischen Zugang zu seinem Gegenstand. Empirisch untersuchen kann er nur verschiedene ‘langues’. Und auch diese kann er nach allem oben Gesagten selbstverständlich nicht beobachten, sondern er kann sie nur aus den beobachteten Sprechakten erschließen bzw. konstruieren.

Der ‘langage’ ist eine der biologischen Spezies Homo sapiens eigene, allen Menschen gemeinsame Tätigkeit. Er beruht natürlich auf einer ebenfalls allgemein-menschlichen, teils angeborenen, teils erworbenen Fähigkeit. Die Sprache in diesem Sinne ist der unmittelbare Gegenstand der Sprachtheorie. Über ihn etwas herauszufinden ist folglich oberstes Ziel der Linguistik.

Damit ist noch nicht gesagt, was das logische Verhältnis des ‘langage’ zu den ‘langues’ ist. Gelegentlich, so an diversen Stellen in Saussures Cours de linguistique générale, wird der ‘langage’ als eine Fähigkeit, die ‘langue’ jedoch als ein System aufgefaßt. Dann sind es Entitäten verschiedener Art und haben folglich keine der in diesem Kapitel besprochenen Beziehungen zueinander. Hier wird statt dessen angenommen, daß ‘langage’ eine Tätigkeit ist, die alle Menschen (gelegentlich) tun, und daß ‘langue’ eine historisch-gesellschaftlich gebundene Ausprägung dieser Tätigkeit, also (um mit Coseriu zu reden) “eine Weise des Sprechens” ist.

Wenn das so ist, verhält sich die ‘langue’ zum ‘langage’ wie die Variante zur Invariante. Das ist ein alter Gedanke:

Langue - langage
Une langue est une variation historique sur le grand thème humain du langage. (Delacroix 1924:128f)

An dieser Auffassung ist sogleich zweierlei festzuhalten:

Beide Thesen sind in der Linguistik beileibe nicht immer selbstverständlich gewesen. Sie entspringen einer Auffassung der Sprache als einer zielorientierten Tätigkeit und einer Auffassung des Systems einer ‘langue’ als teleonomischen Systems. Sprachen sind dann alternative Verfahren zur Lösung allgemein-menschlicher Kognitions- und Kommunikationsprobleme. Das war schon die Auffassung Wilhelm von Humboldts. Er postuliert:

Um daher verschiedene Sprachen in bezug auf ihren charakteristischen Bau fruchtbar miteinander zu vergleichen, muß man der Form einer jeden derselben sorgfältig nachforschen, um sich auf diese Weise zu vergewissern, auf welche Art jede die hauptsächlichen Fragen löst, welche aller Spracherzeugung als Aufgaben vorliegen. (Humboldt 1836:417)

All das setzt natürlich voraus, daß Sprachen überhaupt funktional ähnlich und folglich miteinander vergleichbar sind. Eine allgemeine Sprachwissenschaft, die empirisch auf dem typologischen Vergleich zahlreicher Sprachen basiert, ist freilich eine Errungenschaft der zweiten Hälfte des 20. Jh., mithin in der Geschichte der Sprachwissenschaft noch verhältnismäßig jung. Von einigen bemerkenswerten Ausnahmen wie W.v. Humboldt und H.C. von der Gabelentz abgesehen, gab es vor Joseph Greenberg praktisch keine empirische Untersuchung des ‘langage’ in diesem Sinne. Im Strukturalismus ging es immer nur um die ‘langue’ und um Methoden zu ihrer Beschreibung. Besonders im europäischen Strukturalismus ist ‘langue’ "un système où tout se tient" (Meillet). Daher stand man der Möglichkeit einer allgemein-vergleichenden Sprachwissenschaft meist ablehnend gegenüber. Auch für den amerikanischen Strukturalismus ist folgendes Zitat durchaus repräsentativ:

Differences among languages

Martin Joos in his comment on Bloch 1941 in Joos (ed.) 1957:96

Trubetzkoy's phonology tried to explain everything from articulatory acoustics and a minimum set of phonological laws taken as essentially valid for all languages alike, flatly contradicting the American (Boas) tradition that languages could differ from each other without limit and in unpredictable ways, and offering too much of a phonological explanation where a sober taxonomy would serve as well.

Der oft zitierte Satz, “that languages could differ from each other without limit and in unpredictable ways”, ist, so darf man sagen, durch die seit Mitte des 20. Jh. stattfindende allgemein-vergleichende Sprachwissenschaft mittlerweile widerlegt.

Wie auch in den zuvor besprochenen Verhältnissen von sprachlichen Systemen als Varianten einer Invariante stellt sich natürlich auch bei dieser Konzeption das Problem, wie man sich genau eine linguistische Repräsentation des ‘langage’ vorzustellen hat. Eine ‘langue’ ist ja eine (historische) Ausformung von allgemein-menschlichen kognitiven und kommunikativen Funktionen und Designata als einzelsprachspezifische grammatische und lexikalische Significata sowie deren Assoziation mit Struktur- und Ausdrucksmitteln, also auch mit Significantia. Letztere kommen im ‘langage’ nicht vor. Dies ist die vielleicht einschneidendste Folge der Abstraktion von den ‘langues’ zum ‘langage’. Die wissenschaftliche Repräsentation einer ‘langue’ umfaßt bestimmte Ausdrucksmittel und Strukturen. Die Repräsentation des ‘langage’ könnte dies nur, wenn sie die Vereinigungsmenge der Beschreibungen aller ‘langues’ wäre. Für die Significantia ist eine solche Konzeption unsinnig. Für die grammatischen Strategien ist sie in verschiedenen Formen durchaus unterhalten worden. Nach Dressler 1967 erstellt die Sprachtypologie (i.e. die allgemein-vergleichende Sprachwissenschaft) ein "Maximalmodell" der in den Sprachen vorgefundenen grammatischen Kategorien. Methodisch dürfte das in der Tat ein notwendiger Schritt sein. Eine Invariante ist aber nicht identisch mit der Menge der Varianten. Anzustreben ist vielmehr:

  1. eine Theorie dessen, was Humboldt “die hauptsächlichen Fragen ..., welche aller Spracherzeugung als Aufgaben vorliegen” nennt, also in moderner Terminologie eine Theorie der kognitiven und kommunikativen Funktionen menschlicher Sprache;
  2. eine Theorie der Assoziation dieser Funktionen mit sprachlichen Strukturmitteln, die die Prinzipien angibt, nach welchen diese Assoziation stattfindet, die also für jede Funktion die Bandbreite der strukturellen Strategien zu ihrer Erfüllung umreißt.

Zu einer solchen Theorie sind seit Mitte der siebziger Jahre des 20. Jh. von verschiedener Seite bedeutende Beiträge geleistet worden. Zu erwähnen sind hier die Arbeiten Joseph Greenbergs und seiner Mitarbeiter im Stanforder ‘Language Universals Project’, die Arbeiten Hansjakob Seilers und seiner Mitarbeiter im Kölner Universalienprojekt und der anschließenden Forschergruppe Unityp, die Arbeiten der Leningrader typologischen Schule unter Viktor Khrakovskij und Vladimir Nedjalkov sowie die Beiträge diverser us-amerikanischer Linguisten funktionalistischer Orientierung wie Talmy Givón, Sandra Thompson, Bernard Comrie und William Croft.

Sprachliche Universalien

Ein sprachliches Universale ist eine Eigenschaft aller menschlichen Sprachen. Dies ist freilich eine Nominaldefinition, die offen läßt, was für Arten von Dingen dafür infrage kommen. In dieser Hinsicht haben sich die Konzeptionen stark gewandelt. Die empirische Universalienforschung begann mit der epochemachenden Arbeit von Joseph Greenberg 1963. Die sprachlichen Eigenschaften, die den Status von Universalien haben, sind hier teils Struktureigenschaften, teils allgemeine Abhängigkeiten zwischen Struktureigenschaften. Die beiden Typen werden durch die folgenden Beispiele illustriert:

  1. Alle Sprachen haben Okklusive.
  2. Wenn eine Sprache stimmhafte Okklusive hat, hat sie auch stimmlose Okklusive.

Universalien des ersten Typs nennt man absolute, solche des zweiten Typs implikative Universalien.

Diese Konzeption ist durchaus heuristisch fruchtbar gewesen und hat zu zahlreichen neuen und wichtigen Generalisierungen geführt. Allerdings liegt aller Universalienforschung die Voraussetzung zugrunde, daß Universalien wesentliche Eigenschaften menschlicher Sprachen sind. In dieser Hinsicht stößt die Auffassung sprachlicher Universalien als einer Menge bestimmter Struktureigenschaften, die induktiv identifiziert werden, auf theoretische und methodologische Bedenken:

Zudem sind Ausdrucks- und Struktureigenschaften, darunter insbesondere grammatische Kategorien, niemals zwischensprachlich identisch. Ein deutsches Adjektiv ist als Strukturkategorie nicht dasselbe wie ein englisches Adjektiv, trivialerweise z.B. deswegen nicht, weil das deutsche Adjektiv flektiert, das englische jedoch nicht. Es ist also theoretisch verfehlt, Strukturkategorien wie Subjekt, Adjektiv, Tempus usw. als Universalien anzusetzen. Als universal angesetzte grammatische Kategorien können noch so abstrakt oder logisch basiert sein; als Strukturkategorien sind sie notwendigerweise den Strukturkategorien einer Sprache ähnlicher als denen einer anderen und also als ‘tertium comparationis’ inadäquat.2

Die kritisierte Konzeption nimmt noch nicht richtig die Erkenntnis ernst, daß Variation die fundamentale Gegebenheit im Gegenstandsbereich der Linguistik ist. Die Eigenschaften von ‘langues’ haben grundsätzlich den Status von Varianten; die Invariante selbst ist auf der Ebene der ‘langue’ nicht zu finden. Die sogenannten absoluten Universalien sind, so betrachtet, nur der Grenzfall einer Invariante, welche nur durch eine einzige Variante repräsentiert wird, die also mit einem Variationsprinzip assoziiert ist, das keine Variation zuläßt. Sie sind insoweit, wie oben schon angedeutet, dem Phonem vergleichbar, das nur durch ein Phon repräsentiert ist. Auch in einem solchen Falle gilt ja schließlich nicht, daß das Phonem selbst hör- und aussprechbar würde.

Universalien sind also nicht einfach ein Katalog von Eigenschaften, sondern sie finden ihren Platz in einer Sprachtheorie. Das hat vielleicht zuerst Noam Chomsky (1965, ch. 2 und zahlreiche folgende Publikationen) richtig gesehen. Nach seiner Konzeption ist der Ort sprachlicher Universalien allerdings eine Universalgrammatik (‘universal grammar’). Sie ist universal, weil sie dem Menschen angeboren ist.

The properties of universal grammar are biologically necessary (Chomsky 1980:28)

Sie enthält Prinzipien, die über Parametern operieren und in wechselseitiger Abhängigkeit Werte auf den Parametern fixieren, die die einzelsprachliche Grammatik determinieren. Eine ähnliche Konzeption vertritt Keenan 1975.

An dieser Konzeption ist einiges problematisch:

Sprachstrukturen sind mögliche Lösungen der Aufgaben, die sich für alle Sprachen stellen. Universalien sind Gesetze über mögliche Lösungen, also über die mögliche strukturelle Umsetzung von Funktionen. Universalienforschung reduziert nicht die sprachliche Diversität, sondern nimmt sie im Gegenteil als das wesentliche empirische Datum ernst. Universalien sind keine empirischen Generalisierungen, sondern Prinzipien, die in eine Sprachtheorie eingebaut sind.

Das bedeutet, daß in der Universalienforschung – wie auch sonst in jeglicher empirischer Wissenschaft – induktives mit deduktivem Vorgehen gepaart wird. Induktive allgemein-vergleichende Sprachwissenschaft basiert – angesichts von noch lebenden über 6.000 Sprachen – notwendigerweise auf Stichproben. Relativ leicht kann eine Generalisierung auf alle Sprachen der Stichprobe zutreffen, die durch Sprachen außerhalb der Stichprobe falsifiziert werden würde. Rein induktive Forschung reicht folglich nicht hin, um eine Generalisierung zum sprachlichen Universale zu erheben. Es wird auch ein aus der Theorie abgeleitetes Prinzip benötigt, welches die beobachtete Verteilung der Phänomene erklärt.

Der Vergleich von Universalien mit Phonemen ist abermals anregend. Ein absolutes Universale entspricht einem Phonem, das nur ein einziges Allophon hat. Es gibt aber auch Phoneme, die mehrere in komplementärer Verteilung stehende Allophone haben. Entsprechend kann es auch Universalien geben, die sich in zwei komplementär über die Sprachen verteilten Struktureigenschaften manifestieren (die Idee geht auf Seiler 1972 zurück). Z.B. sind Numeralklassifikation und Nominalklassifikation (inkl. Genus) weitgehend komplementär über die Sprachen verteilt. Dabei ist gemäß dem oben Gesagten sogleich einzuräumen, daß auf so hohen Abstraktions- und Komplexitätsebenen, wie sie von ganzen Sprachsystemen besetzt werden, keine reinlich komplementären Verteilungen zu erwarten sind. Dennoch gilt auch hier, was für alle komplementären Verteilungen gilt, daß nämlich die so verteilten Varianten isofunktional sind. Die Funktion ist in beiden genannten Strategien die Individuation des Referenten durch Klassifikation. Die Invariante ist diese Funktion, gepaart mit einem Prinzip, aus dem hervorgeht, wieso die Funktion durch die beiden genannten Strategien erfüllt wird. Daneben gibt es ein noch allgemeineres Prinzip für den Sprachbau, wonach eine Sprache nicht zwei isofunktionelle Strategien enthält, die in einem näher zu bestimmenden Sinne zu nahe beieinander sind. Das Beispiel zeigt besonders deutlich, daß ein Universale nicht eine in allen Sprachen sich gleich manifestierende Eigenschaft, sondern etwas viel Abstrakteres ist, das die herrschende Verschiedenheit umfaßt.

Sprachtypen

Ein Sprachtyp ist ein Bauplan für eine Sprache auf einem Abstraktionsniveau zwischen dem ‘langage’ und der ‘langue’, so wie in obigem Schema dargestellt. ‘Langage’ verhält sich also zum Sprachtyp so wie dieser zur ‘langue’. (Einführendes zur Sprachtypologie anderswo)

In der ursprünglichen Konzeption der Sprachtypologie, die auf den Beginn des 19. Jh., zurückgeht, bestimmt ein Sprachtyp den gesamten Bau einer Sprache. Diese holistische Konzeption wird zuletzt von Vladimir Skalička (1966), heute jedoch kaum mehr vertreten. Es bleibt jedoch die ursprüngliche Intuition, daß die Zusammenhänge zwischen den Struktureigenschaften einer Sprache, die gemäß dem oben nochmals zitierten Diktum von Meillet auf der Ebene des Sprachsystems bestehen, eine allgemeinere Basis haben, daß sie nämlich im Sprachtyp begründet sind. Die Sprachtypologie sucht also, im Unterschied zur Universalienforschung, nach wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen Struktureigenschaften einer Sprache und nach zwischensprachlichen Prinzipien, die für solche Abhängigkeiten verantwortlich sind.

Die Beziehung des Sprachtyps zur ‘langue’ wird häufig (z.B. in Coseriu 1980, §3.5.2 und Skalička 1966) analog zur Beziehung des Idiolekts zu den höherstufigen Lekten, so wie oben dargestellt, gesehen. Das bedeutet, daß es eine Menge von alternativen Sprachtypen gibt und daß eine gegebene Sprache nicht bloß einen einzigen davon instantiiert, sondern daß sich mehrere in ihr manifestieren können, daß eine Sprache also typologisch gemischt sein kann. Z.B. umfaßt die morphologische Typologie u.a. den flektierenden (fusionierenden) und den agglutinativen Typ; und eine Sprache wie Swahili kann im Nomen flektierend, im Verb jedoch agglutinierend sein. Ebenso sind der ergativische und der akkusativische Satzbau zwei Typen der Gestaltung der Fundamentalrelationen; aber die meisten Sprachen mit ergativischem Satzbau haben außerdem Züge akkusativischen Satzbaus. Sonach wäre also ein Sprachtyp nicht eine Invariante, in der die zwischen den ‘langues’ stattfindende Variation aufgehoben ist, sondern er wäre ein abstraktes und homogenes, konsistentes System, an welchem historische Sprachen Anteil haben können.

Diese Konzeption ist, wie gesagt, der Konzeption von der Kohabitation verschiedener höherstufiger Lekte in einem Idiolekt vollständig analog und insofern in sich stimmig. Man muß freilich sehen, daß sie die Sprachtypologie ihres Erklärungswertes beraubt. Denn deren Aufgabe ist es gerade, Prinzipien für die Kombination verschiedener Struktureigenschaften in einer Sprache anzugeben. Wenn alternative Typen sich ohne weiteres in einer Sprache mischen können, ist für diesen Zweck jedenfalls nichts gewonnen.

Die möglichen Zusammenhänge von Struktureigenschaften im Sprachsystem lassen sich der Einfachheit halber mit den Junktoren der Aussagenlogik konzipieren:

Sprachtypen sind Sprachbaupläne. Diese sind gelegentlich (z.B. in Keenan 1975) als Entscheidungsbäume konzipiert worden, wo zu Beginn fundamentale Entscheidungen getroffen werden, die den Spielraum für Entscheidungen von abhängigen Struktureigenschaften einengen, so daß man von den fundamentalen und autonomen Struktureigenschaften zu den vollständig von anderen determinierten fortschreitet. Diese Konzeption reduziert die typologischen Zusammenhänge jedoch auf implikative Abhängigkeiten und ist deshalb empirisch unangemessen. Viele sprachliche Eigenschaften hängen nicht in einer solchen unidirektionalen Weise voneinander ab. Wenn die Konzeption zuträfe, müßte ein Wandel in einer fundamentalen Eigenschaft das gesamte Sprachsystem umstülpen. Es ist jedoch keine Eigenschaft bekannt, die solchermaßen für alle anderen Voraussetzung wäre. Empirische Forschung zeigt dagegen, daß Sprachen graduell verschieden sind. Der typologische Zusammenhang zwischen sprachlichen Eigenschaften nimmt überwiegend nicht die Form einer Hierarchie an; sie befinden sich lediglich im Gleichgewicht.

Literatur

Chomsky, Noam 1965, Aspects of the theory of syntax. Cambridge, Mass.: MIT Press (Special Technical Report No. 11).

Chomsky, Noam 1980, Rules and representations. Woodbridge Lectures delivered at Columbia University in November of 1978; Number 11. New York: Columbia University Press.

Coseriu, Eugenio 1974, "Les universaux linguistiques (et les autres)." Proceedings of the International Congress of Linguists 11(1):47-73 (Dt.: Schlieben-Lange (ed.) 1975:127-161.).

Coseriu, Eugenio 1980, "Der Sinn der Sprachtypologie." Travaux du Cercle Linguistique de Copenhague 20:157-170.

Dressler, Wolfgang U. 1967, "Wege der Sprachtypologie." Die Sprache 13:1-19.

Greenberg, Joseph H. 1963, "Some universals of grammar with particular reference to the order of meaningful elements." Greenberg, Joseph H. (ed.), Universals of language. Report of a conference held at Dobbs Ferry, New York, April 13-15, 1961. Cambridge, Mass.: MIT Press; 58-90 (2. ed. 1966:73-113).

Keenan, Edward L. 1975, "Variation in universal grammar." Fasold, Ralph W. & Shuy, Roger W. (eds.), Analyzing variation in language. Papers from the Second Colloquium on New Ways of Analyzing Variation. Washington: Georgetown University Press; 136-148.

Lieb, Hans-Heinrich 1993, Linguistic variables. Towards a unified theory of linguistic variation. Amsterdam & Philadelphia: J. Benjamins (Current Issues in Linguistic Theory, 108).

Pulgram, Ernst 1987, “Sprache, Dialekt, Diasystem.” Holtus, Günter (ed.), Romania et Slavia Adriatica. Festschrift für Žarko Muljačić. Hamburg : Buske; 83-90.

Seiler, Hansjakob 1972, "Universals of language." Leuvense Bijdragen 61:371-393.

Skalička, Vladimir 1966, "Ein `typologisches Konstrukt'." Travaux linguistiques de Prague 2:157-163.

Uspensky, Boris A. 1968, Principles of structural typology. The Hague & Paris: Mouton (Jan. ling. ser. min., 62).

Weinreich, Uriel 1954, “Is a structural dialectology possible ?” Word 10:388-400.


1 Ein Wissenschaftler, der das tut, ist ein “Faktenhuber”.

2 Ein einschlägiges Beispiel ist Uspenskys (1968) “étalon-Sprache”, die als Folie für den typologischen Vergleich dienen sollte, jedoch selbst vom agglutinativen Typ war und folglich einen der existenten morphologischen Typen für näher am Konzept des ‘langage’ ansah als die anderen.